Tod der Heiligen

XVIII.

Am nächsten Tag brechen wir mit dem Sonnenaufgang auf, anstatt zu warten, bis alle ausgeschlafen sind, und dann zu frühstücken. Es scheint, dass wir uns alle einig sind, dass es keine gute Idee wäre, von den Soldaten entdeckt zu werden. Nur Eden hat den Vorschlag gemacht, mit ihnen zu verhandeln und Geleitschutz zu verlangen, aber unter Mikails Blick schnell aufgegeben.

Ich erinnere mich, dass auch Mikail von Verhandlungen mit den Soldaten gesprochen hat, aber offenbar wollte er zu diesem Zeitpunkt nur seine Schwester beruhigen. So naiv ist er wohl doch nicht.

Auch der Weltstrom kann mir nicht alles über einen fremden Menschen verraten, weshalb Vorhersagen, die Menschen betreffen, nie zuverlässig sind. Ansonsten hätte ich vorhergesehen, dass Mikail und sein Heldenmut in einer Krise lieber eine völlig Fremde retten, als seine Verlobte beschützen, und wäre nie in diesem Schlamassel gelandet.

Aus diesem Grund kann ich auch mithilfe des Weltstroms nicht sagen, wie Sotton reagieren würde, wenn sie uns aufspüren. Es sind einige Szenarien möglich, von ‚sie halten uns für unbedeutende Bürger aus Ishitar und schicken uns zurück‘ bis hin zu ‚sie finden heraus, wer wir sind und nehmen uns als Geiseln‘. Letzteres hält die anderen davon ab, Eden zuzustimmen, aber für mich ist etwas anderes noch wichtiger. Sollte die Heilige in der Obhut Sottons sterben, wäre das ein großes Problem. Und obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich ein durch und durch friedliches Leben anstrebe, will ich keinen Krieg auslösen.

Leider ändert es nichts daran, dass ich die ganze Nacht keinen Erfolg bei der Suche nach einem Transportmittel hatte und wir sind kaum eine Stunde unterwegs, als wir eine Pause machen müssen. Nicht meinetwegen, sondern wegen Mikail.

Ich habe meine Debuffs gelockert, um wenigstens etwas besser mithalten zu können, und das war offensichtlich genug, um Mikail zu verärgern. So scheint es jedenfalls, als er sich vor mich stellt und mit tadelndem Blick auf mich hinabsieht.

»Warum seht Ihr mich so an?«, frage ich, bemüht um eine ahnungslose Miene, da ich meinen Schleier zum Laufen abgenommen habe.

»Habt Ihr Buffs auf Euch gewirkt, Eure Heiligkeit?«

Ich blinzle verdutzt. Ich habe gehofft, den anderen würde entgehen, dass ich mich etwas besser schlage als sonst, weil wir in Eile sind. Aber wie soll ich es verneinen, wenn er mich direkt darauf anspricht? »Nur ein wenig. Und diesmal keine lebenswichtigen Organe. Es gibt also keinen Grund zur Sorge.«

»Und gestern, als Ihr zu mir gerannt seid, habt Ihr Euch ebenfalls gebufft.« Diesmal ist es keine Frage.

»Wie Ihr wisst, hatte ich keine Wahl«, erwidere ich, während ich ihn dafür verfluche, so aufmerksam zu sein.

»Jetzt habt Ihr eine. Entfernt den Buff.«

Ich beiße die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass etwas Unüberlegtes über meine Lippen kommt. »Ich dachte, wir waren uns einig, dass wir nicht von den Soldaten entdeckt werden wollen. Wollt Ihr all meine Mühen zunichtemachen?«

Mikail legt die Stirn in Falten, während er meinen Blick ungerührt erwidert. »Ich will vor allem verhindern, dass Ihr Euch auf eine Weise verletzt, von der Ihr Euch nicht erholen könnt.«

»Das wird nicht passieren oder habt Ihr vergessen, wer ich bin?«

»Selbstverständlich nicht, Eure Heiligkeit«, erwidert er und sein Blick huscht an mir hinab. »Wie könnte ich vergessen, dass Ihr die begabteste Heilerin unseres Königreichs seid und dennoch an einer Krankheit leidet, die Ihr offenbar trotz Eurer Fähigkeiten außerstande seid zu heilen.«

Ich lache ein hohles Lachen. »Ihr sagt das, als ob Ihr gut über meinen Zustand informiert wärt, my Lord.« Meine ‚Krankheit‘ ist offiziell die Last der Kraft, die Gott mir gegeben hat. Daher ist es keine Krankheit im herkömmlichen Sinne und für einen Laien wie Mikail ist es anmaßend, mich dafür zu kritisieren, sie nicht heilen zu können. Nicht, dass er der erste wäre.

Seine Augen zucken zu meinem Gesicht zurück. »Das bin ich nicht. Aber Ihr geht zu rücksichtslos mit Eurer Gesundheit um.«

»Sodass Ihr Euch gezwungen seht, Verantwortung dafür zu übernehmen?«

Er zögert, aber dann verdüstert sich seine Miene. »Und Ihr?«

Ich blinzle überrascht. »Ich?«

»Würdet Ihr Euch ohne uns überhaupt so verausgaben müssen?«

Offensichtlich nicht, denke ich, sage es aber nicht laut, da ich nicht weiß, worauf er hinaus will.

»Wie wäre es, wenn Ihr Euch ausruht, Eure Heiligkeit, während wir etwas zu essen besorgen?«, schaltet sich plötzlich Jake ein und stellt sich neben uns, die Hände schlichtend erhoben. »Ihr habt seit gestern nichts gegessen, wenn ich mich nicht irre.«

Mikail nickt. »Das Laufen wird Euch leichter fallen, wenn Ihr etwas gegessen habt.«

»Und ich denke, wir sollten erst in zwei Stunden eine längere Pause einlegen«, sage ich mit Blick auf den Himmel. Die Soldaten reiten im Moment wohl noch von uns weg, aber das wird sich ändern, sobald sie Spuren von uns entdecken. Und mit ihren Pferden werden sie keine Probleme haben, uns einzuholen. Aber in zwei Stunden werden auch sie eine Pause machen. »Es wird regnen«, sage ich und richte meinen Blick wieder auf Mikail und Jake. Immerhin das kann ich mit Genauigkeit sagen, denn Wolken ändern nicht spontan ihre Meinung und ziehen aus eigenem Antrieb in eine andere Richtung.

Jake sieht ebenfalls zum Himmel. »Woher wisst Ihr das?«

Ich seufze. Noch so ein Ungläubiger! Wobei das bei einem Alistair wohl zu erwarten ist. »Ich habe es gesehen, als mir die Soldaten aufgefallen sind«, sage ich, wohl wissend, dass er damit nichts anfangen können wird. Aber das ist nicht mein Problem.

»Wie könnt Ihr das gestern gesehen haben?«, fragt Jake, während ich mich daran mache, weiterzugehen.

»Jake!«, zischt Hilena daraufhin und wieder einmal bin ich ihr dankbar, dass sie mir Jake vom Hals hält.

»Sie ist die Heilige, was denkst du denn?« Immerhin Hilena scheint sich daran zu erinnern, dass die Heilige in die Zukunft schauen kann.

»Eure Heiligkeit.«

Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht zu stöhnen, als Mikail zu mir aufschließt. »Was auch immer Ihr sagen wollt, ich werde mich nicht ausruhen!«

»Hier.« Anstelle von Widerworten ist Mikails Antwort knapp und als ich zu ihm sehe, hält er einen großen Stock in der Hand.

Einen Moment bin ich verwirrt, wo er ihn plötzlich herhat. Nicht, dass ein Stock in einem Wald etwas Ungewöhnliches wäre.

»Benutzt das als Stütze«, sagt er, während er den oberen Teil des Stocks packt und mit der Hand abreibt. Er benutzt seine Aura, um die unebene, tote Rinde zu entfernen, sodass glattes Holz darunter zum Vorschein kommt. »Und entfernt dafür die Buffs.«

»Ihr seid sehr dickköpfig, my Lord«, sage ich, nehme den Stock aber, da es tatsächlich keine schlechte Idee ist.

»Verzeiht mir.« Mikail verschränkt die Arme hinter seinem Rücken und neigt seinen Kopf in meine Richtung. »Aber mir ist nicht wohl dabei, dass Ihr aufgrund der Situation gezwungen seid, Eure Gesundheit zu riskieren. Es ist nicht fair.«

»Wann ist die Welt schon fair?«, murmle ich, während ich mich auf meine neue Gehhilfe stütze.

»Ihr habt recht. Aber sollten wir nicht gerade deshalb Wert darauf legen, fair zueinander zu sein?«

Ich werfe ihm einen Blick zu. Dann muss ich lachen. »Ihr seid nicht oft in einer Situation, die unfair für Euch ist, oder?«

Er legt die Stirn in Falten. »Wahrscheinlich nicht. Aber ist das nicht ein Grund mehr, rücksichtsvoll zu sein?«

Ich tue so, als würde ich mich darauf konzentrieren, meinen Stock sicher neben einer Wurzel zu platzieren. Ich kann ihm nicht sagen, wie nervig es ist, wenn jemand wie er rücksichtsvoller mit einer Situation umgeht als man selbst. So wie ich ihn einschätze, meint er es wahrscheinlich wirklich nur gut. »Ihr scheint ein guter Mensch zu sein.«

»So wie Ihr es sagt, klingt es nicht nach einem Kompliment«, bemerkt er und ich spüre seinen Blick auf mir.

Ich schnaube leise, aber ich bin froh, dass er auch diesmal aufgepasst hat. »Wie könnte die Heilige jemanden für seine Bemühungen, rücksichtsvoll zu sein, kritisieren?«

»Auf dieselbe Weise, mit der sie mir gestern ins Gesicht gesagt hat, dass sie mich nicht leiden kann.«

»Das war inoffiziell. Ich werde Euch noch weniger leiden können, wenn Ihr herumrennt und Klatsch darüber verbreitet.«

Er kichert. Er kichert tatsächlich, als hätte ich einen Witz gemacht. »Verzeiht mir«, sagt er, als er meinen skeptischen Blick bemerkt. »Ich bin nur erleichtert, dass Ihr eine so menschliche Seite habt.«

Ich sehe ihn verwirrt an. Menschliche Seite? Aber gerade als ich den Mund aufmachen will, um ihn zu fragen, ob er mich für einen personifizierten Tempel hält, hebt er mit einem ähnlich verwirrten Gesichtsausdruck seine Hand an den Mund. »Verzeiht mir, was ich sagen wollte, ist, dass ich Eure Ehrlichkeit erfrischend finde.«

Ich schüttle den Kopf, während ich mich frage, wie viel Druck notwendig wäre, damit er seinen Anstand vergisst. Doch in diesem Moment vergesse ich leider, dass ich darauf achten muss, meinen Stock sicher zu platzieren, bevor ich mich draufstütze, und so entgleitet mir der Halt, als die Spitze des Stockes von einem kleinen Stein abrutscht.

Ich taumle, schaffe es aber mein Gleichgewicht zu halten, nicht zuletzt, weil Mikail meinen Arm packt und mich aufrecht hält.

Ich kneife verärgert die Augen zusammen. Es hatte nicht einmal mit meinen Debuffs zu tun, sondern nur mit Ungeschicklichkeit. Aber ich habe keinen Zweifel, dass Mikail es als Vorwand benutzen wird, um mich erneut aufzufordern, eine Pause zu machen.

Doch stattdessen spüre ich, wie er hastig meinen Arm loslässt. »Verzeihung«, sagt er und räuspert sich dann etwas nervös, als ich ihn ansehe. »Habt Ihr Euch verletzt?«

»Nein«, sage ich knapp. »Und es ist nicht nötig, sich alle halbe Minute bei mir zu entschuldigen.«

Er blinzelt. »Verzeihung?«

Ich runzle die Stirn, während ich mich frage, ob er das absichtlich tut.

»Oh.« Mikail hebt sich erneut eine Hand an den Mund und verrät mir, dass es keine Absicht ist. »Verzeihung, ich wollte nicht … ähm …« Er lässt seine Hand, wo sie ist, vielleicht um sich davon abzuhalten, sich noch einmal zu entschuldigen.

Ich schüttle amüsiert den Kopf. Ich habe noch nie gehört, dass sich jemand dafür entschuldigt hat, sich entschuldigt zu haben. Oder dafür, jemandem geholfen zu haben.

Ich sehe auf meinen Arm hinab. Er hat mich so schnell losgelassen, dass ich nicht einmal die Zeit hatte, zu registrieren, dass er mich festhält.



 

Mein Plan war es, so lange weiterzulaufen, bis die Regenwolken aufziehen, aber nachdem ich meine Debuffs wieder mit gewöhnlicher Stärke auf mich wirke, klammere ich mich schon eine viertel Stunde später keuchend an meinen Stock.

»Bitte, Eure Heiligkeit, wir sollten -«

»Nein!« Ich unterbreche Mikail, denn ich will nicht schon wieder dieselbe Diskussion mit ihm führen. Er hat sein Tempo meinem angepasst und hinkt so mit mir hinter den anderen her. An diesem Punkt gibt es nur noch eine Möglichkeit, wenn ich nicht vorhabe, den Soldaten als Lawrence einen Besuch abzustatten.

Ich sehe Mikail an, der mit besorgt zusammengezogenen Brauen neben mir steht. Ich trage ein Kleid und darüber den Mantel der Heiligen mit seinem festen Stoff und Mikail ist wahrscheinlich schwul. Der Unterschied zu einem Hirsch wird in seinem Fall nicht allzu groß sein.

Ich atme aus. Trotz allem kann ich nicht glauben, dass ich mich dazu bereit erkläre, mich von einem Moraen tragen zu lassen. Es ist demütigend.

»Stimmt etwas nicht?«, fragt Mikail und erst da bemerke ich, dass ich dabei bin, ihn wütend anzusehen.

Ich schüttle den Kopf und lasse den Stock los, den ich mit beiden Händen umklammert habe. »Ich erlaube es«, sage ich mit tonloser, geschlagener Stimme.

Mikail sieht mich verwirrt an. »Verzeihung? Was erlaubt Ihr?«

Ich sehe ihn verärgert an, obwohl er nicht wissen kann, wovon ich rede. Aber ich sage es nur ungern laut. »Dass Ihr mich tragt!« Ich rümpfe die Nase und drehe den Kopf weg, während ich zu meinem Ärger spüre, wie mir Schamesröte in die Wangen steigt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal jemanden freiwillig dazu auffordern würde, mich zu tragen.

»Nein.«

Mein Blick zuckt zurück zu ihm und ich starre ihn verdutzt an. »Was?«

Mikail schenkt mir ein sanftes Lächeln. »Wie oft muss ich noch sagen, dass wir so viele Pausen machen können, wie Ihr braucht? Es gibt keinen Grund, Euch zu etwas zu zwingen, das Ihr nicht wollt.«

»Ich …«, beginne ich reichlich irritiert. »Ich habe Euch doch gerade meine Erlaubnis gegeben.«

»Weil Ihr glaubt, dass Ihr keine andere Wahl habt.«

»Meint Ihr die Wahl von den Soldaten entdeckt zu werden oder nicht?«, frage ich mit scharfer Stimme, während ich den Debuff auf meine Muskeln löse. Meine Beine zittern vor Anstrengung und ich bereue, den Stock losgelassen zu haben, denn unter keinen Umständen werde ich mich jetzt hinsetzen!

»Die Soldaten waren auf Pferden unterwegs. Auch wenn wir etwas schneller vorankommen, könnten sie uns trotzdem einholen. Und selbst wenn nicht, heißt das nicht, dass wir nicht entdeckt werden«, erwidert Mikail mit ruhiger Stimme. »Aber vor allem gibt es keinen Grund, dass Ihr Verantwortung in dieser Situation übernehmt, schon gar nicht auf Kosten Eurer Gesundheit und Eures Wohlbefindens.«

Ich starre ihn an. Mein erster Gedanke ist, wie lächerlich seine Worte sind. Und mein zweiter, dass er nicht unrecht hat. Was, wenn ich meinen Stolz herunterschlucke und wir am Ende doch entdeckt werden? Und man wird uns so oder so entdecken, sobald wir den Wald verlassen.

Ich schüttle den Kopf. »Wart Ihr vorhin nicht noch dagegen, dass wir uns den Soldaten zeigen? Und jetzt ermutigt Ihr mich dazu?«

Er lacht leise, auch wenn ich nicht verstehe, was an meinen Worten lustig ist. »Nun, ich denke, Sotton würde sich bemühen, die Heilige gut zu behandeln. Ihr hättet es bequemer als hier im Wald.«

»Und ich wäre aller Wahrscheinlichkeit nach eine Geisel«, füge ich matt hinzu.

»Aber eine, für die der König und der Tempel einiges aufgeben würde, und Sotton würde nicht wagen, Euch ein Haar zu krümmen.« Er lächelt, als würde er mir vorschlagen, Urlaub im Königspalast von Sotton zu machen. Wobei der Unterschied vermutlich tatsächlich nicht allzu groß ist. »Es ist nicht Eure Aufgabe, sich darum zu Sorgen, welchen Preis Ishitar für Eure Rückkehr bezahlt.«

Ich wäre geschockt, wenn es mich interessieren würde, was der König oder der Tempel aufgeben müssen. Wenn überhaupt, würde ich Sotton helfen, sie auszunehmen, aber ich kann Hochverrat immer noch in Erwägung ziehen, wenn meine eigenen Pläne vollends den Bach hinuntergegangen sind.

»Ich denke trotzdem, dass wir vorankommen müssen«, sage ich schließlich und mache unterstreichend einen Schritt auf ihn zu.

»Das werden wir auch so.«

»Gibt es möglicherweise einen anderen Grund, aus dem Ihr meinen Vorschlag ablehnt?«, frage ich, denn so langsam klingt es, als suche er nach einer Ausrede.

»Ich lehne ab, weil ich weiß, dass Ihr nur Euer Einverständnis gegeben habt, weil Ihr glaubt, Ihr wärt eine Belastung.«

Ich mache noch einen Schritt auf ihn zu. »Und woher wisst Ihr das?«, frage ich, unentschlossen, ob ich amüsiert über die Gewissheit sein soll, mit der er spricht. Denn wenn ich jemanden für eine Belastung halte, dann ihn und die anderen.

»Wieso sonst solltet Ihr Euch jemandem anvertrauen, gegenüber dem Ihr Abneigung empfindet?« Er verschränkt die Arme vor der Brust und bleibt, wo er ist, während er auf mich herabsieht, als wolle er mir sagen, dass er nicht vorhat, klein beizugeben.

»Weil Ihr das kleinere Übel seid«, erwidere ich und bleibe nun direkt vor ihm stehen. »Ihr solltet Euch nicht der falschen Annahme hingeben, dass ich mich opfere, my Lord. Ich weiß sehr wohl, dass mir eine Wahl zur Verfügung steht und ich habe sie getroffen. Wenn Ihr also nur aus Rücksicht auf mich ablehnt, müsst Ihr Euch nicht weiter bemühen.«

Mikails Brauen rücken zusammen und seine Lippen sind angespannt, was ihm einen trotzigen Ausdruck verleiht. Aber dann huscht sein Blick zur Seite, zu den anderen, die zum Teil schon den Weg zurücklaufen, weil wir nicht weitergehen.

Dann seufzt er. »Wenn Ihr Euch sicher seid.« Er löst seine Arme und tritt an mir vorbei, sodass ich schon denke, er würde mich einfach stehen lassen. Aber dann verliere ich plötzlich den Boden unter den Füßen.

Ich schnappe erschrocken nach Luft und klammere mich an Mikails Kragen fest, als er mich auf seine Arme lädt wie ein Bündel Feuerholz. Mit einem Mal bin ich ihm so nah, dass mir sein Geruch in die Nase steigt und ich spüre seine Arme unter meinen Knien und hinter meinem Rücken, während meine Seite gegen seinen Oberkörper gepresst wird. Und trotz meiner Entschlossenheit, mich tragen zu lassen, bleibt mir der Atem im Hals stecken und ich versteife mich.

»Wollt Ihr es Euch doch anders überlegen?«, fragt Mikails Stimme viel zu dicht bei mir.

Aber dann sehe ich sein Gesicht.

Der Blick in seinen Augen ist das Äquivalent des Satzes ‚Ich habe es ja gesagt‘, als ob ich ein Kleinkind wäre, das unbedingt mit einem Igel kuscheln wollte, nur um festzustellen, dass er pikt.

Ich knirsche mit den Zähnen, als mir klar wird, dass er mich absichtlich ohne Vorwarnung hochgehoben hat, um mich abzuschrecken.

Dieser Bastard!

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