Tod der Heiligen

XIII.

Ups, denke ich, denn der Wald um mich herum ist nun etwas platter als vorher. Immerhin weiß ich jetzt, dass meine Informationen zu den Gargoyle richtig sind. Rote Splitter glitzern schwach in den grauen Staubhaufen, die einmal die Gargoyle waren, rote Splitter, die zu ihrem Kern gehört haben müssen. Leider ist von den Körpern nichts übrig geblieben, sodass ich sie nicht untersuchen kann. Von meiner Neugier abgesehen ist das ein Problem, denn einer der Gargoyle hat es tatsächlich geschafft, mir zu entkommen. Er wurde einige Meter entfernt zu Boden geschleudert und versucht gerade wegzufliegen.

Ich schnaube genervt. Das hat man davon, wenn man einfach draufloszaubert. Aber Geduld war noch nie meine Stärke. Und jetzt habe ich auch noch einen Haufen Mana verbraucht.

Mana, das ich roh freisetze, kann ich wieder zurücknehmen, aber da es mit anderer Energie in Berührung gekommen ist, ist einiges davon verloren gegangen. Und mit einiges meine ich mehr als die Hälfte. Das macht es nicht leichter, den letzten Gargoyle zu fangen.

»Eure Heiligkeit!«

Während meine Aufmerksamkeit auf den Gargoyle gerichtet ist, höre ich Mikails Stimme hinter mir. Aber der Gargoyle entfernt sich mit jeder Sekunde weiter, also ignoriere ich ihn.

»Geht es Euch gut? Seid Ihr verletzt?« Mikail bleibt neben mir stehen.

»Ein Gargoyle lebt noch«, informiere ich ihn knapp, in der Hoffnung, dass er den Wink versteht und die Klappe hält.

»Aber er flieht. Wäre es nicht besser, wenn Ihr Euch ausruht?«

»Nein.« Mir bleiben nicht viele Möglichkeiten. Ich kann nicht einmal mehr rücksichtslos mein Mana auf den Gargoyle loslassen, so wie ich es bisher getan habe, denn dazu habe ich zu wenig übrig. Das einzige, was mir jetzt noch einfällt, ist der Weltstrom.

»Bitte, Eure Heiligkeit!«

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Mikail die Hand nach mir ausstreckt.

»Wenn Ihr Euch überanstrengt -«

Mit einem entnervten Zischen schlage ich seine Hand weg. »Sorgt Euch um Euch selbst oder was habt Ihr vor, wenn er Verstärkung ruft?« Ich weiß nicht, ob Gargoyle solche treuen Wesen sind, aber ich kann es auch nicht ausschließen. Also lege ich die Hände vor der Brust zusammen und schließe die Augen.

»Verzeiht mir, Eure Heiligkeit.« Mikails Stimme klingt leiser als zuvor und ich vermute, meine unfreundlichen Worte haben ihn überrascht. Ich seufze. »Die meisten Monster in der Nähe sind geflohen. Selbst wenn ich mich überanstrenge, solltet Ihr und die anderen sicher sein.«

»Wenn wir sicher sind, gibt es keinen Grund, den Gargoyle zu töten«, erwidert er in sanfterem Tonfall. »Er ist sowieso schon zu weit weg. Wieso lasst Ihr es nicht gut sein?«

Ich schnaube leise, während ich denke, was für ein behütetes Leben er führen muss. »Weil man niemanden am Leben lässt, der einen töten wollte.« Damit blende ich ihn aus und konzentriere mich auf den Weltstrom.

Es ist nicht weiter schwer, die Verbindung des Gargoyle zum Weltstrom zu finden, aber die Verbindung zu spüren und einen Zauber darüber zu wirken, sind zwei verschiedene Dinge. Und ich habe noch nie versucht, mein Mana durch den Weltstrom in einen anderen Körper zu schicken.

Es kostet mich einige Mühe, meinen Zauber durch meinen Mana-Kanal zu schieben, durch den eigentlich nur pures Mana fließt. Aber das ist gar nichts verglichen damit, als ich den Weltstrom erreiche.

Man könnte es mit dem Versuch vergleichen, ein kleines Papierboot mit der Hand gegen die Strömung eines sehr wilden Flusses zu schieben. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass die Struktur meiner Zauber außergewöhnlich stabil ist, aber der Weltstrom zerdrückt sie mit Leichtigkeit.

Ich knirsche mit den Zähnen, während ich das übrigbleibende Mana zu einem festen Knäuel zusammendrücke und mit aller Kraft durch den Energiestrom presse. Auf diese Weise schaffe ich es irgendwie bis zum Gargoyle und als ich dessen Aura-Kanal erreiche, lässt der Widerstand mit einem Mal so sehr nach, dass mein Mana praktisch in ihn hineingesaugt wird. Und dann verschwindet die Präsenz des Gargoyle.

Mana und Aura vertragen sich nicht miteinander, aber unkontrolliert einen Energieknäuel in einem fremden Körper loszulassen, würde bei jedem innere Verletzungen hinterlassen. Da mein Mana deutlich stärker ist als das des Gargoyle, ist es kein Wunder, dass er sofort gestorben ist.

Ich öffne blinzelnd die Augen, nachdem ich die Verbindung zum Weltstrom getrennt habe. Oder besser gesagt, verloren habe, denn mir ist das Mana ausgegangen. Und mein Kopf brummt. So sehr, dass ich nicht mehr scharf sehen kann.

»Eure Heiligkeit?«

Ist das Mikail? Warum ist mir so schwindelig? Meine Debuffs sollten sich ebenfalls aufgelöst haben.

»Geht es Euch gut?«

Ich wünschte, er würde aufhören, wegen jeder Kleinigkeit so einen Aufstand zu machen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich im Moment nicht sehr gut fühle. Mich mit dem Weltstrom zu verbinden ist immer anstrengend, aber nicht so.

Schwärze drängt sich in mein Sichtfeld und ich taumle.

»Eure Heiligkeit!«

Aura umgibt mich, während ich mein Gleichgewicht verliere, aber ich bin so müde, dass mir das egal ist. Richtig, denke ich noch, ich habe schon eine Weile nicht mehr geschlafen.



 

Ich wache auf, weil mir kalt ist. Außerdem höre ich eine Stimme und, als jemand, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, nicht in der Anwesenheit von anderen zu schlafen, ich öffne die Augen. Ich sehe den Sternenhimmel und rechts von mir flackert ein Lagerfeuer.

Hm…

Ich erinnere mich daran, die Gargoyle mit viel zu viel Mana plattgemacht zu haben und danach in Ohnmacht gefallen zu sein. Aber jetzt ist es Nacht. Mit anderen Worten, mein Körper hat die Gelegenheit genutzt, um sich auszuschlafen, denn es geht mir ausgesprochen gut. Mein Mana hat sich noch nicht vollständig regeneriert, woran ich erkennen kann, dass nicht mehr als ein Tag vergangen sein kann.

Ich setze mich auf. Ich befinde mich auf der von mir selbst kreierten Lichtung, da meine Begleiter offenbar glauben, dass der Präsentierteller ein guter Rastplatz ist, wenn man schon auf den Schutz einer Barriere verzichtet.

»Eure Heiligkeit, Ihr seid wach!« Es ist Estellas Stimme, aber ich sehe auf das Knäuel hinab, das unter meinem Kopf lag. Im Licht des Lagerfeuers identifiziere ich den samtigen grünen Stoff von Mikails Jackett.

Da ich nah beim Feuer liege, lässt Estella sich auf der vom Feuer abgewandten Seite von mir nieder. »Wie geht es Euch? Ihr habt lange geschlafen.« Sie mustert mich, allerdings wirkt ihr Blick auf mich mehr vorsichtig als besorgt.

»Es geht mir gut«, sage ich und schnippe mit den Fingern, woraufhin der platte Wald von einer leicht schimmernden Kuppel umhüllt wird. Mein Mana-Ausbruch zuvor mag die Monster in der Umgebung vertrieben haben, aber das ist nicht unbedingt etwas Gutes. Eine Monsterflucht könnte unsere Anwesenheit verraten.

»Bitte überanstrengt Euch nicht, Eure Heiligkeit.«

Ich drehe den Kopf, um über die Schulter zu Mikail zu sehen, dessen Stimme ungewöhnlich erschöpft klingt.

Er sitzt ebenfalls nah am Feuer und hält seine Schwester im Arm, die das Gesicht in seinem Hemd vergraben hat, aber nicht zu schlafen scheint. Sie trägt Daltons graue Jacke, was mich etwas überrascht. Ich hätte erwartet, dass Mikail seine Jacke seiner Schwester überlässt und nicht mir.

»So ist es sicherer«, sage ich, während ich meinen Blick über die anderen schweifen lasse. Obwohl es dunkel ist, schläft niemand. Sogar Eden, der sich am Feuer zusammengerollt hat, ist noch wach. »Dieser Platz ist zu offen«, füge ich hinzu, um unauffällig die Frage in den Raum zu werfen, weshalb wir noch hier sind.

Jake schnaubt. »Bei allem Respekt Eure Heiligkeit, wessen Schuld ist das?«

Ich sehe ihn empört an. Allerdings hat er nicht nur recht, ich kann nicht abstreiten, dass das nicht meine beste Entscheidung war.

»Jake!« Mikails Stimme klingt plötzlich um einiges weniger erschöpft, während er Jake einen verärgerten Blick zu wirft. »Keiner von uns konnte etwas gegen die Gargoyle ausrichten.«

»Das ändert nichts daran, dass das Mana Ihrer Heiligkeit nicht nur den Wald geplättet hat, sondern auch alle Monster in der Umgebung in die Flucht geschlagen haben dürfte. Wenn damit eine Fluchtwelle ausgelöst wurde, ist es nur eine Frage der Zeit bis Soldaten hier auftauchen, um nach der Ursache zu suchen.«

»Jake!«, sagt Mikail erneut, während er seine Schwester fester an sich drückt, die auf Jakes Worte hin leise zu wimmern begonnen hat.

Auch ich bin genervt. Da ich meinen Schleier nicht trage, muss ich mich bemühen, nicht das Gesicht zu verziehen. Weshalb ist dieser Alistair-Bastard so aufmerksam?!

»Es ist immer noch besser, als von Monstern getötet zu werden«, fährt Mikail ruhiger fort. »Wenn wir tatsächlich auf Soldaten treffen, können wir vielleicht sogar mit ihnen verhandeln, damit sie uns helfen, zurück nach Ishitar zu gelangen.«

»Hältst du das für eine gute Idee?« Jake runzelt skeptisch die Stirn und erneut muss ich ihm zustimmen. Es wäre auch so schon ein Wagnis, sich gegenüber Sotton erkennen zu geben, aber wenn wir zudem auch noch verantwortlich für eine Monsterflucht sind, werden sie wenig Gründe haben, uns freundlich gegenüberzutreten.

Nicht, dass es für diese Situation keine einfache Lösung gibt. Ich muss die Monster einfach töten, bevor sie sich gegenseitig aus dem Wald treiben.

»Alistair hat recht«, gebe ich Zähne knirschend zu. »Es war eine impulsive Entscheidung. Ich hätte mich in Geduld üben sollen.«

Obwohl Jake sich geehrt fühlen sollte, dass ich ihm zustimme, sieht er mich an als hätte ich etwas Eigenartiges gesagt. Und er ist nicht der einzige.

Estella, die immer noch neben mir sitzt, hält plötzlich die Luft an und versteift sich. Und mit einem Mal verstehe ich, woher diese Vorsicht kommt. Offenbar erfreut sich nicht jeder an einem Begleiter, der aus Ungeduld einen Wald plättet. Aber ich beschließe, das fürs Erste zu ignorieren. »Für den Moment schützt meine Barriere euch und ich denke, es wäre das Beste, wenn ihr euch ausruht.« Ich verstehe, dass sie ohne den Schutz meiner Barriere lieber wachsam geblieben sind, aber ich kann nicht auf Monsterjagd gehen, wenn sie nicht schlafen.

Ich hebe Mikails Jackett vom Boden, um es ihm zurückzugeben, allerdings rührt sich sonst niemand.

»Ihr habt recht«, sagt Mikail, als ich vor ihm stehen bleibe. Er macht jedoch keine Anstalten sein Jackett entgegenzunehmen. »Aber wir sind alle etwas aufgewühlt.« Er streicht Annabella beruhigend übers Haar, bevor er zu mir aufsieht. »Wenn Ihr meine Jacke nicht mehr braucht, würdet Ihr sie Stella geben? Mir ist nicht kalt.«

Wie galant, denke ich verdrießlich. Hätte er das nicht sagen können, bevor ich zu ihm gekommen bin. Ich mache auf dem Absatz kehrt und gehe zurück zu Estella, um ihr die Jacke zu geben.

»Oh, es geht schon«, sagt Estella, kaum dass ich ihr die Jacke hinhalte und hebt abwehrend die Hände. »Annie braucht die Wärme dringender als ich.«

»Nehmt sie«, sage ich, da ich keine Lust habe, zwischen den beiden hin- und herzurennen.

»Oh?«, macht Estella etwas verdutzt, als ich ihr die Jacke praktisch in den Schoß werfe. Dann kehre ich zu Mikail und Annabella zurück.

Ich bin nicht unsensibel genug, um nicht zu bemerken, dass es nicht die Kälte ist, die Annabella zu schaffen macht. Ich gehe vor Mikail in die Knie. »Möchtet Ihr meinen Mantel ausleihen, Lady Annabella?«, frage ich in so sanftem Tonfall wie möglich.

Aber Annabella rührt sich nicht.

»Er ist sehr robust, wisst Ihr?«

Keine Reaktion.

Ich seufze leise, als ich mich erneut an Luci erinnere. Sie reagiert auch nie, wenn ich als Lorelai versuche, mit ihr zu sprechen. 

»Verzeiht ihr, Eure Heiligkeit. Ich denke, sie braucht noch etwas Zeit«, sagt Mikail mit leiser Stimme und ich muss zugeben, dass ich etwas neidisch bin. Auch wenn sie schrecklich Angst hat, scheint Annabella ihrem Bruder bedingungslos zu vertrauen.

»Natürlich«, antworte ich ebenso leise. Ich könnte Annabella einfach mit einem Schlaf-Debuff belegen, genau wie alle anderen, aber abgesehen davon, dass es jemandem auffallen könnte, wenn alle plötzlich einschlafen, nachdem ich aufgewacht bin, würde es kein besonders erholsamer Schlaf werden. Als Resultat würden wir morgen langsamer vorankommen.

Daher versuche ich einen Trick, der mir als Lawrence geholfen hat, Lucis Deckung etwas zu senken. Ich beschwöre eine kleine Lichtquelle und Forme das Mana so, dass sie aussieht wie ein Schmetterling.

Ich lasse den Schmetterling ein wenig herumflattern, damit seine Bewegung natürlich wirkt, bevor ich ihn nah genug zu Annabella fliegen lasse, sodass sie ihn sieht.

Sie zuckt erst erschrocken zusammen, aber ihre Augen folgen dem Schmetterling.

Da ich jedoch noch immer Vorsicht von ihr spüre, lasse ich den Schmetterling auf Mikails Kopf landen. Der sanfte goldene Schein meines Manas passt zu Mikails blondem Haar und lässt es in der Dunkelheit leuchten, als wäre es ebenfalls von Mana erfüllt.

»Eure Heiligkeit?« Mikail macht ein verwirrtes Gesicht, während er zu dem Schmetterling schielt.

»Ihr seht sehr hübsch aus«, sage ich mit einem Lächeln, wobei es mir mehr darum geht, Annabella auf ihren Bruder aufmerksam zu machen. Aber Mikails Züge versteifen sich auf meine Worte hin und er errötet, während seine sonstige Ruhe einem Anflug von Entrüstung Platz macht. Da er bisher jegliche Beleidigung mit solch nervtötender Fassung aufgenommen hat, kann ich kaum glauben, dass er derart auf ein Kompliment reagiert.

Ich beginne zu kichern, noch bevor ich daran denken kann, mich zusammenzureißen.

Ich weiß, dass ‚hübsch‘ nicht unbedingt ein Kompliment unter Männern ist, in Anbetracht von Mikails eleganten Gesichtszügen und dem goldenen Schimmer, passt das Wort aber nun mal am besten.

Mikail starrt mich an, vielleicht, weil die Heilige die Frechheit besitzt, ihn auszulachen, aber in diesem Moment gibt Annabella ein Geräusch von sich.

Ich richte meinen Blick auf sie und sehe, dass sie ihren Bruder ansieht. Dabei liegt ein Anflug von Neugier in ihren Augen.

Ich lasse den Schmetterling wieder in die Luft fliegen. Er kreist ein paar Mal in der Nähe von Mikails Kopf, bevor er auf Annabella zu fliegt.

Sie beobachtet ihn, mit weniger Vorsicht als zuvor, und streckt schließlich ihre Hand nach ihm aus.

Ich lasse ihn auf ihren Fingerspitzen landen und wirke in dem Moment, in dem sie sich berühren, einen schwachen Heilzauber auf Annabella, der ihre angespannten und verkrampften Muskeln löst. Dann erhöhe ich das Leuchten des Schmetterlings und als er sich wieder in die Luft erhebt, lasse ich kleine Lichtkugeln von seinen Flügeln fallen, die sich ihrerseits in Schmetterlinge verwandeln.

Annabella löst sich etwas von ihrem Bruder, um sich aufzurichten und besser sehen zu können, wie die Lichtung von den leuchtenden Schmetterlingen in ein warmes goldenes Licht getaucht wird.

Ich sehe an ihren großen und mit Bewunderung gefüllten Augen, dass es ihr gefällt, und so lasse ich einen Schmetterling auf ihrer Nase landen. Sie kichert vergnügt und ihre Hand tastet nach ihrer Nase, woraufhin ich den Schmetterling wieder davon fliegen lasse.

Während sie von den Schmetterlingen fasziniert ist, ziehe ich den Mantel der Heiligen aus und lege ihn ihr um die Schultern. Daraufhin richtet sich ihr Blick auf mich.

Ich lächle sanft. »Ihr müsst Euch keine Sorgen machen. Solange ich hier bin, passiert Euch nichts.«

Ihr Lächeln verblasst etwas, als ich sie an ihre Angst erinnere, aber sie drückt sich nicht erneut an ihren Bruder. Stattdessen nickt sie mir zu.

»Gut«, sage ich, froh, dass sie auf mich eingeht. »Dann solltet ihr jetzt versuchen zu schlafen, damit wir morgen weiter können. Je schneller wir diesen Ort verlassen, desto besser, denkt Ihr nicht?«

Wieder nickt sie, energischer diesmal.

Ich stehe auf, damit ich nicht im Weg stehe und sie aus Mikails Armen klettern und sich hinlegen kann. Dabei bemerke ich, dass Mikail mich ansieht, mit einem Blick, der mir sagt, dass ich gerade mächtig bei ihm gepunktet habe.

Aber ich tue so, als hätte ich ihn nicht bemerkt und setzte mich wieder auf den Platz neben Estella. Meine Schmetterlinge sollten nicht nur Annabella etwas Ablenkung verschafft haben. Dalton jedenfalls hat sich hingelegt, während Hilenas Kopf auf Jakes Schulter gesunken ist. Jake dagegen beobachtet mich mit einem Blick, den ich nicht einordnen kann, aber er interessiert mich auch nicht.

»Ihr solltet Euch auch hinlegen, Euer Hoheit«, sage ich zu Estella, die mit angezogenen Beinen neben mir sitzt und auf den Boden schaut.

Sie reagiert nicht, fast als hätte sie mich nicht gehört. Aber als ich nachfragen will, kehrt sie mir den Rücken zu und legt sich hin, wobei sie sich in Mikails Jackett einwickelt.

Ich runzle die Stirn und frage mich, ob ich sie verärgert habe. Aber ich sage nichts und beginne stattdessen einen schwachen Flächendebuff zu wirken, um meine Begleiter langsam, aber sicher ins Land der Träume zu schicken.

Es dauert noch fast eine Stunde, bis endlich alle schlafen und nachdem ich die ganze Zeit ohne meinen Mantel herumgesessen habe, bin ich durchgefroren. Ich reibe mir die Hände, als ich aufstehe und gehe auf Annabella zu. Sie liegt bei Mikail und hat meinen Mantel wie eine Decke über sich und ihn gelegt. Da ich vorhabe mich für diese Nacht, weit vom Lager zu entfernen, verankere ich die Energiequelle der Barriere im Mantel der Heiligen. Damit spare ich Mana und Konzentration, was ich im Moment gut gebrauchen kann, da sich mein Mana-Pool immer noch nicht vollständig regeneriert hat.

Dann verlasse ich das Lager, ziehe mich um und verschwinde im Schatten.



 

Ich bin die ganze Nacht beschäftigt, und zwar hauptsächlich damit, durch die Gegend zu rennen. Da ich ewig geschlafen habe und dann auch noch warten musste, bis meine Begleiter einschlafen, hatten die Monster einen großen Vorsprung und ich kann nicht einmal einschätzen, wie nah ich meinem Ziel gekommen bin, eine Monsterflucht abzuwehren. Ich habe auch nicht die Zeit, mich mit dem Weltstrom zu verbinden und nachzusehen, denn es dämmert bereits, als ich ins Lager zurückkehre, und ich sitze kaum, als Mikail aufwacht.

Zum Glück habe ich meinen Schleier, denke ich, während ich darauf achte, nicht zu laut zu atmen. Nach der Anstrengung bin ich außerdem zur Abwechslung froh, dass ich mich für den Rest des Tages kaum werde bewegen müssen. Ich kann mich einfach auf meinem Hirsch ausruhen und vielleicht sogar etwas schlafen, da ich mir um keine Monster Sorgen machen muss.

Ich blinzle. Und dann fällt mir siedend heiß ein, dass mir am Vortag etwas Wichtiges abhandengekommen ist. Mein Hirsch!

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