Kitsune

Side Story 4

Von Füchsen und Samurai

Rem wirft Kohei einen besorgten Blick zu, während er sein Auto vor dem Haus ihrer Eltern parkt. Sie ist sich noch immer unsicher, ob es richtig ist, ihn mitzubringen, auf die Gefahr hin, dass etwas Ähnliches passiert wie das letzte Mal. Aber sie will, dass er dabei ist.

Sie hat am Samstag Geburtstag und wie jedes Jahr besucht sie ihre Eltern in der Woche ihres Geburtstags. Normalerweise wählt sie dafür einen Tag am Wochenende, aber dieses Jahr ist es ein Donnerstag geworden, weil Kohei sie für das Wochenende auf einen Ausflug eingeladen hat.

»Hör auf, mich so anzusehen. Es geht mir gut«, sagt er und wirft ihr ein kurzes Lächeln zu. Und tatsächlich scheint er weniger nervös zu sein, als sie erwartet hat.

Das Auto hält und Kohei nimmt die Hände vom Lenkrad. »Und schlimmer als das letzte Mal kann es nicht werden.« Er grinst, aber Rem entgeht der bittere Unterton in seiner Stimme nicht.

Er ist nicht ins Detail gegangen, was sein Gespräch mit Juro angeht, aber seither scheint ihm etwas auf der Seele zu liegen. Er verbirgt es gut, aber in manchen Situationen wirkt er mit einem Mal angespannt und dann wechselt er das Thema oder schiebt Rem von sich, um davon abzulenken. Was Rem beunruhigt, ist, dass es sich meist um Situationen handelt, in denen die Stimmung besonders gut war, jedenfalls nach ihrer Beurteilung. Und so wird sie das Gefühl nicht los, dass er sie auf Abstand hält.

Rem schüttelt den Kopf. »Natürlich nicht! Ich werde Juro im Auge behalten, damit er sich benimmt.«

Kohei lacht. »Du klingst, als wäre er dein Kind und nicht andersherum. Außerdem habe ich dir doch gesagt, dass zwischen uns alles geklärt ist.«

Sie erwidert seinen Blick zweifelnd. Aber da er entschlossen scheint, ihr nicht mehr über seine Unterhaltung mit Juro zu erzählen, als er hat, fragt sie nicht weiter nach.

Sie steigen aus dem Auto und Rems Blick fällt auf die Haustür, in der bereits ihre Mutter steht. Im Gegensatz zu Juro hatte Midori Rem einige Nachrichten geschrieben, um sich zu entschuldigen, und als Rem mit Kohei auf die Tür zu geht, lächelt Midori ihnen entgegen.

»Wie schön, dass ihr da seit«, sagt sie und gestikuliert ihnen auffordernd zu, damit sie hineinkommen. »Bitte, kommt herein.«

Rem wirft Kohei einen Blick zu, der Midoris Lächeln höflich erwidert. »Vielen Dank!«, sagt er, obwohl sie nichts getan hat, für dass er ihr danken muss. Wie sie es sich gedacht hat, hat Kohei das Gefühl, er müsse besonders nett zu ihren Eltern sein.

Als Rem den Flur betritt, entdeckt sie Juro, der mit verschränkten Armen im Gang zum Wohnzimmer lehnt. Er mustert Kohei mit einem kühlen Blick, ehe er Rem ansieht und seine Züge weicher werden. »Wir sollten wohl froh sein, dass du überhaupt kommst, wenn auch nicht an deinem Geburtstag«, sagt er. Er klingt anklagend.

Da ihr Geburtstag ein Samstag ist, hätte sie ihre Eltern einfach an diesem Tag besuchen können. Aber bisher ist es nie ein Problem gewesen, wenn es nicht ihr Geburtstag war. So als ob Juro nur einen Grund suchen würde, um sich darüber zu ärgern, dass sie das Wochenende mit Kohei verbringt.

»Ja, das solltet ihr«, antwortet Rem ungeniert und Juros Miene verhärtet sich.

»Hey, ihr zwei!« Midori stemmt die Arme in die Hüfte und sieht tadelnd zwischen Juro und Rem hin und her. »Wieso fangt ihr an zu streiten, kaum dass ihr euch seht.«

»Tun wir doch gar nicht«, sagt Juro, während Rem Kohei einen Blick zuwirft, der ihr die Hand auf die Schulter gelegt hat.

Er lächelt sie sanft an, als wolle er sagen, dass sie es gut sein lassen soll.

»Tu nicht so unschuldig! Du weißt genau, dass wir etwas gutzumachen haben.«

Rem blinzelt und richtet ihren Blick auf ihre Mutter.

Auch Midori sieht Kohei und sie an. Dann seufzt sie und senkt den Kopf in Koheis Richtung. »Ich möchte Sie um Entschuldigung bitten, Mr. Inouye. Wie wir uns bei unserem letzten Treffen verhalten haben, war nicht richtig.«

Rem sieht ihre Mutter überrascht an. Zwar hatte sie gesagt, dass sie sich entschuldigen will, aber Rem hat nicht erwartet, dass sie es so direkt tun würde. Ihr Blick huscht zu ihrem Vater.

»Das ist schon in Ordnung«, sagt Kohei und seine Stimme verrät Rem, dass er verlegen ist. Sie nimmt den Blick von Juro, um Kohei anzusehen, der abwehrend die Hände erhoben hat und scheu lächelt, auf eine Weise, die sie noch nie gesehen hat.

»Sie hatten nur das Beste für Rem im Sinn.«

Midori hebt den Kopf. »Kennen Sie das Sprichwort: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht? Egal welche Absichten wir hatten, wir haben Sie für etwas verantwortlich gemacht, an dem Sie keine Schuld tragen.«

Kohei sieht Midori an, als wisse er nicht, wie er darauf reagieren soll.

»Aber da Sie Rem heute begleiten, hoffen wir, dass Sie bereit sind, uns noch eine Chance zu geben. Ist es nicht so, Schatz?« Midori lächelt herzlich, während Juro ein mürrisches Gesicht macht. Dafür bekommt er Midoris Ellbogen zu spüren.

»Es ist schon in Ordnung, Ms. Aozora. Ich denke, Mr. Aozora und ich haben alles geklärt, was es zwischen uns zu klären gab«, sagt Kohei, offenbar in der Absicht einen Streit zwischen Rems Eltern zu vermeiden.

»Mehr oder weniger«, brummt Juro und Midoris Lächeln gerät schief. »Oh, Sie meinen in diesem patriarchalischen Auswuchs toxischer Männlichkeit, bei dem zwei Männer glauben, sie könnten über das Leben einer Frau entscheiden, die nicht einmal anwesend ist?«, fragt sie mit hoher, scharfer Stimme, deren Klang allein ausreicht, um Rems Ohren Schmerzen zu lassen.

»Ähm«, macht Kohei zögerlich und Rem kann sich denken, dass er, selbst wenn er zuvor tatsächlich weniger angespannt war als beim letzten Mal, es jetzt definitiv ist.

»Meine Tochter ist kein Gegenstand, der von ihrem Vater an einen würdigen Mann seiner Wahl übergeben wird. Sie können also ruhig alles vergessen, was Sie besprochen haben, da es in einer modernen Welt wie unserer überhaupt keine Bedeutung hat.«

»O-Okay«, stammelt Kohei und Rem reibt sich mit einem Seufzen die Stirn.

»Wenn das geklärt wäre, lasst uns ins Wohnzimmer gehen«, fährt Midori fort, noch immer in derselben Tonlage. »Wir können nicht die ganze Zeit im Flur herumstehen, oder?«

Rem wirft Kohei einen entschuldigenden Blick zu. »Wenn es dir zu viel wird …«, beginnt sie mit leiser Stimme, aber Kohei schüttelt mit einem Lächeln den Kopf.

Das Wohnzimmer ist, wie auch Rems Wohnung, farbenfroh von ihrer Mutter eingerichtet worden und heute zur Feier des Tages mit Girlanden und Blumen dekoriert. Außerdem ist der kleine Kaffeetisch vor dem Sofa mit Geschenken überhäuft.

Rem sieht zu Kohei, der verständlicherweise etwas verdutzt dreinschaut. »Es ist etwas übertrieben, oder?« Sie lächelt, als sie sich vorstellt, wie eigenartig das auf Kohei wirken muss, für den sein eigener Geburtstag nicht mehr als ein gewöhnlicher Tag ist. »Midori gehört zu den Menschen, die viel Wert auf Jubiläen legen, und sie dekoriert gern.«

»Rem!«, empört Midori sich.

»Ich finde nicht, dass es übertrieben ist«, sagt Kohei, während sein Blick interessiert über den Raum schweift. »Es ist dein Geburtstag.« Er sieht sie an und grinst, als wolle er sagen, dass er es noch viel mehr übertreiben könnte.

Rem erwidert seinen Blick misstrauisch. Er hat ihr nicht verraten, wohin ihr Ausflug gehen soll und in Anbetracht des großen Unterschieds ihrer Standards, was Preise betrifft, macht sie sich einige Gedanken darum, was er plant.

»Und ich finde, deine Mutter hat einen guten Geschmack.«

»Oho!« Midori legt sich geschmeichelt eine Hand an die Wange.

»Sie müssen sich nicht so bemühen, Mr. Inouye«, sagt Juro und lässt sich in einen Sessel fallen. »Da unsere Tochter deutlich gemacht hat, dass es ihr völlig egal ist, was wir von Ihnen halten.«

Rem nimmt den Blick von Kohei, um stattdessen Juro verärgert anzusehen.

»Und du musst dich nicht so bemühen, ein grummeliger alter Mann zu sein«, erwidert Midori, bevor sie sich wieder mit einem Lächeln an Kohei wendet. »Ignorieren Sie ihn. Er gehört zu der Sorte Vater, der eifersüchtig auf jeden anderen Mann im Leben seiner Tochter wird.«

Juro gibt ein Schnauben von sich, das Midori aber geflissentlich ignoriert. »Außerdem hat er kein Auge für so etwas wie Einrichtung oder Mode. Und das hat er leider an unsere Tochter weitergegeben.« Sie seufzt und wirft Rem einen Blick zu.

Auch Kohei sieht Rem an und Rem verdreht die Augen. »Deswegen nutzt sie meinen Geburtstag, um mir jedes Jahr Klamotten und einen Haufen Krimskrams zu schenken, den ich in meine Wohnung stellen soll«, sagt sie, um Kohei zu erklären, weshalb sie so viele Geschenke bekommt, obwohl sie lange kein Kind mehr ist.

»Was bleibt mir denn anderes übrig?« Midori hebt in einer hilflosen Geste die Hände. »Würde ich das nicht tun, würdest du herumlaufen wie in einem Schwarzweißfilm und würdest in einer ungemütlichen, kahlen Wohnung leben.«

Kohei nickt zustimmend. »Deine letzte Wohnung war wirklich kahl und du hattest so wenig Möbel, dass sie in deiner neuen Wohnung alle in ein Zimmer gepasst hätten.«

Rem verschränkt die Arme vor der Brust. »Na und?«

»Oh, ich wusste, wir verstehen einander, Mr. Inouye. Mir gefällt Ihr Pullover übrigens sehr. Ist das Kaschmir?« Ohne Rem zu beachten, befühlt Midori den Stoff von Koheis cremefarbenen Pullover an seinem Arm.

»Ja, vielen Dank.« Er schenkt Midori ein umwerfendes Lächeln, was sie einen Moment innehalten lässt. Dann räuspert sie sich. »Immerhin kann man nicht sagen, dass meine Tochter gar kein Auge für Schönheit hat«, murmelt sie und Rem weiß nicht, was sie von dem kaum verhaltenen Grinsen auf Midoris Lippen halten soll.

»Aber wo bleiben meine Manieren? Wollen Sie etwas trinken, Mr. Inouye? Oder wie wäre es mit einer Tour durchs Haus? Damit Sie sich zurechtfinden, denn Sie kommen uns sicher noch öfter besuchen.«

Koheis Augen leuchten auf und er nickt eifrig. »Danke, das wäre sehr nett.«

Midori erwidert seinen Blick mit einem Lächeln, bevor sie zu Rem sieht und bedeutungsvoll mit dem Kinn in Juros Richtung nickt.

Rem wirft ihrem Vater einen Blick zu, der mit grimmiger Miene in seinem Sessel sitzt und aus dem Fenster sieht, als würde ihn nichts von dem interessieren, was im Zimmer passiert.

»Na dann, los«, sagt Midori und bedeutet Kohei, das Wohnzimmer zu verlassen. »Nicht, dass wir ein großes Haus hätten, aber vielleicht könnten Sie hinterher helfen, den Kuchen herzubringen.«

»Oh, Sie haben auch einen Kuchen gebacken?«, fragt Kohei und seine Stimme wird leiser, als er Midori folgt.

»Natürlich! Das gehört zu einem Geburtstag dazu.«

Rem geht auf den Sessel gegenüber dem ihres Vaters zu und lässt sich dort nieder.

Juros Blick zuckt kurz zu ihr, nur um sich danach wieder auf das Fenster zu richten.

Rem verschränkt die Arme vor der Brust.

Eine Weile ist es still im Wohnzimmer.

»Ich kann Midori nächstes Jahr zu mir einladen«, sagt Rem dann mit kühler Stimme. »Oder herkommen, wenn du mal wieder ausgezogen bist.«

Die Muskeln in Juros Mundpartie spannen sich an und er richtet den Blick auf Rem. »Willst du mich erpressen?«

»Ich suche nach einem Kompromiss«, korrigiert sie ihn. »Da du so dagegen bist, Kohei zu sehen.«

Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Das ist nicht der Punkt!«

»Sondern?«

Er legt die Stirn in Falten, während er sie scharf mustert. »Weißt du, worüber wir gesprochen haben, als er sich mit mir getroffen hat?«

»Im Groben«, antwortet sie mit einem Nicken.

Juro lehnt sich vor und stützt die Ellbogen auf den Knien auf. »Weißt du auch, dass er vorhat, uns alle bewachen zu lassen? Er hat dafür sogar die Polizei bestochen.«

Rem antwortet nicht sofort. Diesen Teil hat Kohei ihr verschwiegen, aber wirklich überrascht ist sie nicht. »Du hast ihn doch für etwas verantwortlich gemacht, für das er nichts konnte. Was hast du erwartet?«

Juros Augen schmälern sich. »Es ist beunruhigend, dass du das für eine normale Reaktion hältst.«

»Ich sage nicht, dass es eine normale Reaktion ist, sondern Kohei nicht weiß, was er sonst tun soll. Denkst du, er hätte sich nicht selbst genug Vorwürfe gemacht?!«

»Soll das eine Rechtfertigung sein?«

Rem schnaubt. »Gibt es überhaupt irgendeine Rechtfertigung, die du in seinem Fall akzeptieren würdest? Kohei war auch ein Opfer, aber du beschuldigst ihn und das einzige, dass du als Wiedergutmachung angebracht findest, ist, dass er aus meinem Leben verschwindet!«

»Es ist mehr als das. Menschen wie er bringen nur Ärger, mit ihren machthungrigen Familien. Es sind die Art von Kriminellen, die mit allem durchkommen, nur weil sie Geld haben!«

»Kriminell?«, wiederholt Rem und Wut steigt in ihr auf. »Du suchst doch nur nach einem Grund, aus dem du ihn ablehnen kannst! Kosuke hast du auch nicht gemocht.«

»Ja, weil er ein Nichtsnutz war, der sich darauf ausgeruht hat, dass du ihn versorgst. Es ist nicht meine Schuld, dass du dir nur Problemfälle heraussuchst!«

»Problemfälle!«, ruft Rem empört aus.

»Der erste hatte gar kein Geld, der nächste viel zu viel. Wenn du einen normalen Mann mitbringst, habe ich auch nichts gegen ihn«, sagt Juro und sieht sie an, als hätte er eine völlig selbstverständliche Bemerkung gemacht.

»Kohei ist normal!«, sagt Rem, bemüht um eine ruhige Stimme. »Und seine Familie ist vielleicht reich, aber sie ist kein Gangsterclan!«

»Hast du eine Ahnung, wie viel Vermögen der Inouye Clan hat?« Juro lehnt sich mit einem Kopfschütteln in seinem Sessel zurück. »So viel Geld und Macht bekommt man nicht durch harte ehrliche Arbeit.«

»Du verwechselst Kohei mit seinem Großvater!«

Juro seufzt. Er vergräbt das Gesicht in seiner Hand und reibt sich die Stirn. Dann senkt er die Hand und mustert Rem. »Und was hält er von eurer Beziehung? Ist eine Frau aus einer einfachen Familie für ihn gut genug für seinen Enkel?«

Rem zögert. Mr. Inouye war ihr gegenüber sehr zuvorkommend, aber sie hat nicht vergessen, wie er sich verhalten hat, als er dachte, sie wäre Koheis Partnerin auf der Gründungsfeier. Sie ist sich sicher, dass er mittlerweile weiß, dass Kohei und sie ein Paar sind, aber seitdem hat sie nicht von ihm gehört. Und sie weiß nicht, ob das daran liegt, dass es ihm egal ist oder ob Kohei ihn von ihr fernhält.

Juro hat einen Ausdruck auf dem Gesicht, den sie noch aus Kindertagen kennt, wann immer sie etwas ausprobieren wollte, von dem er wusste, dass es böse ausgehen würde.

»Das ist nichts, worum du dir Sorgen machen musst!«, braust sie auf.

»Natürlich muss ich das. Für den Fall, dass ich eines Tages gegen einen Inouye vor Gericht antreten muss, muss ich vorbereitet sein.«

»Selbst wenn Mr. Inouye etwas gegen mich hat, würde ich ihn nie verklagen!«

Juro nickt, als hätte er diese Antwort erwartet. »Noch eine Sache, auf die ich mich vorbereiten muss. Du neigst dazu, zu nett zu Menschen zu sein, die du magst.«

Rem springt auf die Füße. »Wage es ja nicht, meine Schwiegerfamilie zu verklagen!«, faucht sie und im selben Moment kommen Midori und Kohei ins Wohnzimmer zurück.

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»… Nicht, dass wir ein großes Haus hätten, aber vielleicht könnten Sie hinterher helfen, den Kuchen herzubringen.«

»Oh, Sie haben auch einen Kuchen gebacken?«

»Natürlich! Das gehört zu einem Geburtstag dazu.«

Kohei unterdrückt ein Kichern. Rem mag etwas mürrisch geklungen haben, weil ihre Mutter so viel Aufwand in ihren Geburtstag gesteckt hat. Aber wenn er an seinen eigenen denkt, ist offensichtlich, dass sie dieselben Vorstellungen teilen.

»Das ist die Küche und dort drüben ist das Badezimmer.« Ms. Aozora deutet auf eine Tür auf der linken Seite und dann auf eine weitere den Flur hinunter. »Aber ich bin sicher Sie sind mehr an Rems altem Zimmer interessiert.«

Kohei horcht auf.

Ms. Aozora, der seine Reaktion nicht entgeht, lächelt. »Es ist oben, auch wenn es dort nicht viel Interessantes gibt. Sie war schon immer praktisch veranlagt. Alles, das nicht als Gebrauchsgegenstand verwendet werden kann, ist nutzlos. Als wäre sie beim Militär.« Sie lässt ein Seufzen hören und schüttelt den Kopf, während sie auf die Treppe zugeht.

Kohei folgt ihr, nur um kurz vor der Treppe stehenzubleiben, als sein Blick auf einige Bilder an der Wand fällt. Es sind Familienfotos und die meisten sind schon älter. Sein Blick bleibt auf einem Bild von einer kleinen Rem in einer Schuluniform hängen. Sie grinst in die Kamera und die Kirschblüten im Hintergrund verraten ihm, dass es sich wohl um ein Foto ihrer Einschulung handelt.

Die sechsjährige Rem hat einen Pferdeschwanz, so wie sie ihn heute auch oft trägt, und er erkennt ihre Gesichtszüge in dem rundlichen Kindergesicht wieder. Und sie so breit grinsen zu sehen, lässt ihn über eine energiegeladene Mini-Rem sinnieren.

»Oh, mögen Sie Fotos?« Ms. Aozora stellt sich neben ihn. »Rem war so ein süßes Kind, aber heute lässt sie mich kaum noch Fotos von sich machen und wenn dann guckt sie grimmig, genau wie ihr Vater.« Sie seufzt tief.

Kohei kichert, denn er kann sich gut vorstellen, was Ms. Aozora meint. Es gibt noch weitere Bilder von Rem in einem ähnlichen Alter, als Fee verkleidet oder als Prinzessin, der ein Schneidezahn fehlt. Aber auf dem Bild, das von ihrer Einschulung in die Oberschule sein dürfte, lächelt sie nicht. Ihr Ausdruck ist sehr viel ernster, so als hätte sie etwas ungemein Wichtiges vor. Er ähnelt dem, den sie heute oft bei der Arbeit trägt, aber ihre jugendlichen Züge lassen ihn um einiges süßer aussehen.

»Rem bedeutet Ihnen wirklich viel.«

Kohei blinzelt und nimmt den Blick von Rem, um Ms. Aozora anzusehen.

Sie mustert ihn neugierig, als würde sie ihn genaustens studieren.

»Ja«, sagt er und sein Blick kehrt zu den Bildern zurück. »Sie ist jemand sehr besonderes für mich. Das war sie schon immer.« Er betrachtet das Bild von Rem an ihrer Einschulung in die Oberschule und wie ihre blauen Augen ruhig in die Kamera schauen. Dank Shiroma weiß er, was für ein Mensch Rem damals war und er wünscht sich abermals, er hätte sie damals gekannt. Auch wenn er, als Rem in die Oberschule kam, bereits seinen Abschluss hatte.

»Sie meinen, schon bevor ihr ein Paar wurdet?«, fragt Ms. Aozora und an ihrem Tonfall kann Kohei heraushören, dass auch sie die Vermutung hegt, er wäre bereits in Rem verliebt gewesen, als sie noch mit ihrem Ex zusammen war.

Er lächelt milde. »Hat Rem je von unserem ersten Treffen erzählt?« Aus dem Augenwinkel sieht er, wie Ms. Aozora nickt.

»Einen eingebildeten Schnösel hat sie Sie genannt.«

Kohei muss lachen. »Das war ich.« Tatsächlich ist es keine Bezeichnung, die ihm unbekannt ist, denn Rem hatte sich nicht geniert, ihm das ins Gesicht zu sagen. »Rem ist nicht nur sehr ehrlich, sie ist auch frustrierend immun gegen meinen Charme. Und sie hat keine Hemmungen sich mit jemandem anzulegen, selbst wenn es ein Vorgesetzter ist oder jemand aus einer mächtigen Familie, wie ich.«

Ms. Aozora sagt nichts und als Kohei zu ihr sieht, hat sie eine nachdenkliche Falte auf der Stirn.

»Ich habe Leute mit einer dieser Eigenschaften kennengelernt, aber mit allen drei? Das macht mich vollkommen hilflos gegen sie.« Trotz seiner Worte spürt Kohei wie sein Lächeln breiter wird. »Aber es macht sie zur ersten Person in meinem Leben, mit der ich eine Beziehung führen kann, die zu 100 Prozent echt ist. Und das war schon so, bevor ich mich in sie verliebt habe.« Sogar Tomoda lässt sich ab und zu hinreißen und Kohei würde ihm zutrauen, ihn anzulügen oder eine Wahrheit zu beschönigen, weil er etwas von Kohei erwartet. Aber Rem niemals.

»Ich verstehe.« Ms. Aozora nickt bedächtig. »Meine Tochter ist definitiv nicht die Art von Person, die etwas halbherzig tut und wenn sie sich zu etwas entschlossen hat, zieht sie es durch. Und auch wenn es mir manchmal Sorgen bereitet, ist es eine gute Eigenschaft für eine moderne junge Frau, und ich vertraue ihr.« Sie richtet ihren Blick fest auf Kohei. »Aus diesem Grund möchte ich mich noch einmal bei Ihnen entschuldigen. Es war nicht fair von uns, Ihnen Vorwürfe zu machen. Ich bin sicher, Sie waren genauso geschockt wie wir, als Sie erfahren haben, was mit Rem passiert ist, aber …« Sie bricht ab, als Kohei die Hände hebt.

»Wären unsere Plätze vertauscht, wäre meine Reaktion ähnlich gewesen. Und ich kann nicht abstreiten, dass ich Schuld daran trage.«

Ms. Aozora schüttelt den Kopf. »Nichts ist Ihre Schuld. Lassen wir das hinter uns, in Ordnung?«

Kohei zögert einen Moment, denn er könnte diesen Vorfall nie hinter sich lassen, insbesondere, da er noch nicht abgeschlossen ist. Aber da Ms. Aozora ihm ein Friedensangebot macht, nickt er schließlich.



 

Rems Zimmer ist nicht halb so kahl wie Kohei erwartet hat, was wohl daran liegt, das Ms. Aozora sich darum bemüht hat. Aber es hat unbestreitbar etwas von Rem an sich und Kohei hätte gern mehr Zeit dort verbracht, um die Bücher im Regal und die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch, die wohl alte Schulsachen sind, durchzusehen. Aber er hebt es sich für später auf, wenn Rem dabei ist und kehrt mit Ms. Aozora nach unten zurück, um wie versprochen, den Kuchen aus der Küche zu holen und ins Wohnzimmer zu bringen.

»Wage es ja nicht, meine Schwiegerfamilie zu verklagen!«

Kohei stoppt mit dem Kuchen in den Händen. Leider ist er bereits im Wohnzimmer und sowohl Rem als auch Mr. Aozora haben ihn entdeckt.

»Haah, worüber streitet ihr schon wieder«, seufzt Ms. Aozora und umrundet Kohei, um die Teller und das Besteck auf dem Tisch abzustellen. »Niemand verklagt hier irgendwen, keine Sorge.« Sie wirft Kohei einen Blick zu, wie um ihn zu beruhigen.

»Ich mache mir keine Sorgen, denn ich bin ein sehr positiver Mensch«, antwortet Kohei fröhlich und grinst Rem an, die ihn mit einem uncharakteristisch überforderten Ausdruck ansieht. »Und Rem hat meine Familie gerade als ihre Schwiegerfamilie bezeichnet, also bin ich eher glücklich als besorgt.«

Rem räuspert sich. »Das war provisorisch«, sagt sie, die Wangen leicht gerötet. »Und natürlich wird niemand verklagt!« Sie richtet ihren Blick auf ihren Vater und mit einem Mal liegt eine Schärfe darin, als wollte sie Löcher in ihn bohren.

»Es würde mich nicht stören, wenn jemand aus meiner Familie verklagt werden würde«, sagt Kohei und stellt den Kuchen in der Mitte des Tisches ab. Dann sieht er Mr. Aozora an. »Wenn Sie mir sagen, wen Sie im Visier haben, helfe ich Ihnen sogar.«

Mr. Aozoras Miene verdüstert sich. »Das wird nicht nötig sein.«

»Und wie das nötig sein wird, wenn Sie gewinnen wollen.« Kohei erwidert Mr. Aozoras scharfen Blick gelassen. Wahrscheinlich hält er Koheis Worte für einen Scherz und selbst wenn nicht, würde er Kohei nicht vertrauen. Kohei schnaubt leise. »Wie Sie sich sicher denken können, gibt es in einer machthungrigen Familie wie meiner keine Loyalität und wir fallen uns gern gegenseitig in den Rücken.« Vielleicht liegt es an Ms. Aozoras neuer Einstellung zu ihm, dass Kohei sich traut, so selbstbewusst auf Mr. Aozora zu antworten. Aber so oder so ist es keine Lüge.

Mr. Aozoras Miene verdüstert sich noch weiter, aber er sagt nichts und Kohei tippt, dass er seine Einschätzung seiner Familie perfekt getroffen hat.

»Kohei …« Rem tritt neben ihn und berührt seinen Arm. Ihr Blick ist besorgt und es sieht so aus, als wolle sie sich entschuldigen.

Aber bevor sie das tun kann, tätschelt er ihr besänftigend den Kopf. »Es stört mich wirklich nicht. Du weißt, ich wäre der Erste, der sie verklagen würde, wenn sie dir etwas tun.«

Rems besorgter Blick wechselt zu skeptisch. Nicht, weil sie nicht glaubt, dass er etwas unternehmen würde, sondern weil sie bezweifelt, dass er jemanden verklagen würde, mit dem er ein Problem hat, Familie oder nicht. Und die Tatsache, dass er das weiß, ohne dass sie es sagen muss, bringt ihn zum Lachen.

»Vergessen wir das und feiern deinen Geburtstag.«

Kitsune

Rem schaut neugierig aus dem Autofenster, während sie zu erahnen versucht, wo sie hinfahren. »Wo sind wir?«, fragt sie schließlich ungeduldig und sieht zu Kohei. Sie sind jetzt seit über drei Stunden unterwegs und sie hat noch immer keinen blassen Schimmer, was er vorhat.

»Das sage ich dir nicht, egal wie oft du fragst«, erwidert Kohei, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.

»Aber wir sind doch bald da, oder?«, fragt Rem weiter.

»Bist du ein Kind oder wieso kannst du nicht geduldig abwarten?«

»Wir sind seit Stunden unterwegs und du sagst mir nicht, wo wir hinfahren!«

»Ja, das ist das Prinzip einer Überraschung.«

Rem starrt ihn von der Seite an, während sie mit den Fingern auf ihren Oberschenkel trommelt. Er hat ja recht. Und sie freut sich über die Überraschung. Aber sie ist so aufgeregt und sie wartet seit mehr als drei Stunden!

Sie nimmt einen tiefen Atemzug und sieht wieder aus dem Fenster. Schon seit einer Weile zieht mehr Natur am Fenster vorbei als Häuser, was darauf schließen lässt, dass sie irgendwo hinfahren, wo es abgelegen ist.

Sie sieht wieder zu Kohei. »Wir fahren nach Südwesten.«

Kohei seufzt. »Ich sage nichts.«

»Das musst du auch nicht. Die Sonne geht im Osten auf, also ist in dieser Richtung Südwesten.« Sie deutet in die Richtung, in die sie fahren.

»Und?«

Rem sieht auf die Straße. Dann wieder zu Kohei. »Kannst du mir wenigstens sagen, wie lange es noch dauert?«

»Nein.«

Rem stöhnt, aber sie lehnt sich in ihrem Sitz zurück und versucht, ruhig zu sein. Sie richtet ihren Blick wieder auf das Fenster und sieht hinaus. Bäume rauschen an ihnen vorbei und dahinter erhebt sich die Landschaft. In die Berge, überlegt sie und fragt sich, ob Kohei Interesse am Wandern hat.

Dann fällt ihr Blick auf ein paar Häuser, die am Ende der Straße in Sicht kommen. Sie setzt sich auf. »Ist es das?«

Kohei gluckst. »Du hast wirklich die Geduld von einem Kleinkind«, sagt er, aber sein Blick ist fokussiert auf das Dorf gerichtet.

Rem lehnt sich vor, um besser sehen zu können.

Das Auto wird langsamer, als sie sich dem Dorf nähern und schließlich fährt Kohei in eine Einfahrt hinein.

»Ein Ryokan¹?« Rem betrachtet das große traditionell aussehende Gebäude. »Keine Villa?«

»Eine Villa?«, wiederholt Kohei ungläubig. »Ich habe mir extra die Mühe gemacht, etwas Schlichtes und Gewöhnliches herauszusuchen und jetzt willst du eine Villa?«

»Nein, so habe ich es nicht gemeint. Ich bin nur überrascht«, sagt sie und dass er sich solche Gedanken gemacht hat, bringt sie zum Lächeln.

»Traust du mir nicht zu, sparsam zu sein?«, fragt er und richtet seinen Blick auf sie, nachdem er das Auto geparkt hat.

Rem wirft einen Blick durch die Frontscheibe zu dem großen Haus, aus dessen Eingang gerade eine Frau in einem Kimono tritt, begleitet von einem jungen Mann, der einen Hakama² trägt. Ihr Blick ist auf das Auto gerichtet, als hätte sie sie erwartet und Rem schnaubt leise. »Im Rahmen deiner Möglichkeiten«, antwortet sie und grinst Kohei an.

Er runzelt die Stirn. »Was soll das heißen?«

Rem nickt mit dem Kopf in die Richtung der Frau, die mit einem Lächeln vor dem Eingang stehen geblieben ist und wartet. »Ich wette, sie weiß, wer du bist.«

»Natürlich weiß sie, wer ich bin. Ich habe eine Reservierung unter meinem Namen gemacht.«

»Ich meine, sie weiß, dass du Toshiro Inouyes Enkel bist.«

Kohei ist keine Berühmtheit in dem Sinne, dass jeder, der seinen Namen hört, sofort weiß, wer er ist. Den meisten würde sein Nachname bekannt vorkommen, aber die wenigsten würden nur von seinem Namen allein darauf schließen, wer er ist. Insbesondere, wenn sie ihm nicht persönlich gegenüberstehen.

Kohei sieht ebenfalls zu der Frau. »Meinst du?«

Rem kichert und löst ihren Sicherheitsgurt. »Lass mich raten: Du hast von allem das Beste bestellt und nicht einmal nach dem Preis gefragt. Niemandem, der ein erfolgreiches Geschäft führt, würde so etwas entgehen.«

Kohei zuckt mit den Schultern. »Ich habe nicht versucht, irgendetwas geheim zu halten. Und wenn wir deswegen einen besseren Service bekommen, ist das nur ein weiteres Geburtstagsgeschenk für dich.«

»Weil du eine Sonderbehandlung bekommst?«, fragt Rem und hebt die Brauen.

Aber Kohei schenkt ihr ein charmantes Grinsen. »Du weißt doch, alles, was mir gehört, gehört auch dir.«

Rem schüttelt den Kopf, aber auch sie hat ein Grinsen auf dem Gesicht, als sie aussteigt. Sie umrundet das Auto und geht mit Kohei auf die Frau vor dem Eingang zu.

Die Frau verbeugt sich mit einem Lächeln. »Es ist so schön, Sie in unserem bescheidenen Etablissement begrüßen zu dürfen, Mr. Inouye. Mein Name ist Suzume Suto. Ich hoffe, Ihre Reise hierher war angenehm?«

»Für mich schon, aber jemand anderes konnte es kaum erwarten, endlich anzukommen.« Kohei sieht Rem an.

Sie räuspert sich etwas peinlich berührt. »Guten Tag, Ms. Suto. Ich bin Rem Aozora«, sagt sie und verbeugt sich ebenfalls höflich.

»Meine Zukünftige.«

Rem richtet sich abrupt auf und sieht Kohei an.

Er grinst unschuldig. »Und sie hat morgen Geburtstag. Deswegen sind wir hier.«

»Oh, wie wundervoll!« Ms. Suto legt die Hände vor der Brust zusammen und lächelt Rem an. »Es ist eine Ehre, dass Sie Ihren Geburtstag hier feiern. Bitte, lasst uns hineingehen. Ich habe das schönste Zimmer vorbereiten lassen. Oh, und Kyoshi hier kümmert sich um Ihr Auto und Ihr Gepäck.« Sie deutet auf den jungen Mann im Hakama, der daraufhin den Kopf senkt.

Kohei reicht ihm seine Autoschlüssel. »Vielen Dank.«

Kyoshi nimmt die Schlüssel mit einer weiteren Verbeugung entgegen und dann folgen Rem und Kohei Ms. Suto ins Innere.

»Deine Zukünftige?«, flüstert Rem und sieht Kohei skeptisch an.

Er lacht leise. »Das ist ein sehr uneindeutiger Ausdruck und könnte alles bedeuten. Zum Beispiel meine zukünftige, ganz persönliche Polizistin. Oder meine zukünftige sexy Lehrerin.«

Rem wirft Ms. Suto einen Blick zu, aber sie ist ein Stück vor gelaufen, um ihnen die Tür zu öffnen. »Ich war noch nie eine Lehrerin«, wispert sie Kohei zu.

»Deswegen habe ich 'zukünftig' gesagt. Du hast das Temperament einer Lehrerin.«

»Habe ich nicht.«

»Hast du doch.«

»Nein«, widerspricht Rem, ehe sie Ms. Suto anlächelt, als sie an ihr vorbei in den Eingangsbereich treten.

Es ist eine geräumige Halle mit einem großen Tresen, auf dem mehrere Flyer ausgestellt sind, was für ein kleines Dorf recht ungewöhnlich scheint. Aber dann fällt ihr Blick auf eine Einbuchtung in der Wand, in der ein Schwertständer steht, der drei Katanas hält. Wahrscheinlich sind sie nur Dekorationen, auch wenn sie nicht auffallend verziert sind.

»Hier entlang bitte.«

Rem nimmt ihren Blick von den Schwertern und richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ms. Suto, die am Tresen vorbei und auf einen Flur zugeht.

»Ihr Quartier liegt etwas abseits, so haben Sie Privatsphäre«, erklärt sie, während sie Kohei und Rem den Flur entlangführt. »Von dort aus haben Sie einen wunderbaren Blick auf den Wald und es gibt einen hübschen Wanderweg, der praktisch direkt vor Ihrer Tür beginnt. Natürlich steht es Ihnen frei, auch unsere Gartenanlagen zu erkunden, auf die wir hier besonders stolz sind.«

Am Ende des Flurs befindet sich eine Schiebetür, durch die Ms. Suto sie hinaus auf eine Veranda führt. Von dort aus geht es weiter einen überdachten Steg entlang.

Rem betrachtet den kleinen Garten zu ihrer Linken. Die Wege sind mit hübschen Steinplatten angelegt und es stehen einige Kirschbäume dort, die bereits dicke Knospen haben. Es ist bestimmt ein schöner Anblick, wenn sie in Blüte stehen.

»Das dort drüben ist der Speisesaal, aber Sie haben selbstverständlich Ihren eigenen Speisesaal. Wir servieren Ihnen Ihr Essen, wann und wie sie wollen.«

Rem wirft Kohei einen Blick zu und sie fragt sich, wie er reagieren würde, wenn er einmal tatsächlich wie ein normaler Hotelgast behandelt werden würde. Der Gedanke bringt sie zum Schmunzeln.

Schließlich erreichen sie eine Mauer mit einem Tor, das Ms. Suto für sie öffnet. Dahinter liegt ein Garten, durch den ein Weg zu einem Häuschen führt. Wobei ‚Häuschen‘ eine Untertreibung ist. Es könnte gut und gerne eine vierköpfige Familie hier unterkommen. Im Allgemeinen scheint das Ryokan sehr luxuriös zu sein, was Rem in Anbetracht der Abgelegenheit etwas wundert.

»Ich hoffe, es findet Ihre Zufriedenheit.« Ms. Suto bleibt vor dem Haus stehen und verbeugt sich.

Kohei lächelt. »Da bin ich sicher«, sagt er, ehe er sich an Rem wendet. »Geh doch schon hinein und sieh dir alles an. Ich habe noch etwas mit Ms. Suto zu besprechen.«

Rem zögert. Sie will ihn fragen, was er besprechen möchte, aber da er sie hineinschickt, wird er es ihr nicht so ohne weiteres sagen. Und sie will nicht vor Ms. Suto mit ihm diskutieren.

Also nickt sie und betritt die Veranda des Hauses. Ihre Koffer stehen bereits davor und Rem vermutet, dass der junge Mann im Hakama mit dem Auto einen schnelleren Weg hierher kennt.

Sie wirft einen Blick über die Schulter, zu Kohei und Ms. Suto, die den Weg zurück zum Tor laufen und sich dabei unterhalten. Wie sie es sich gedacht hat, ist die Überraschung mehr als ein paar Tage in einem Ryokan auf dem Dorf. Aber vielleicht findet sie ja im Haus etwas, das ihr hilft herauszufinden, was das genau für ein Ort ist.



 

Zwei Stunden später ist Rem nicht sehr viel weitergekommen. Sie hat festgestellt, dass es ihrer Bleibe nicht an Modernität fehlt und doch ein großer Wert auf Tradition gelegt wurde. Besonders gut gefällt Rem ein Gemälde, das einen Samurai darstellt. Im Allgemeinen scheint es viele Bezüge zu den Samurai zu geben. Im Wohnzimmer auf dem Tisch zum Beispiel befinden sich einige Prospekte, in denen Informationen über bekannte Samurai und ihre Schwerter stehen.

Rem hat darin gelesen, bis Kohei zurückgekommen ist, aber als sie ihn darauf angesprochen hat, hat er nur grinsend das Thema gewechselt. Er wollte sich gemeinsam das Haus ansehen und als Rem sich schon darüber amüsiert hat, wie er sie beeindrucken will, haben sie den privaten Onsen³ erreicht.

»Ist das nicht herrlich entspannend?«, fragt Kohei fröhlich.

Sie sitzen gemeinsam im Wasser und während Rem die Aussicht auf den Wald durch die großen Fenster genießt, sitzt Kohei hinter ihr und massiert ihr die Schultern.

»Hm …«, macht Rem zufrieden, denn das heiße Wasser ist tatsächlich sehr angenehm. »Aber hast du nicht gesagt, du hast massieren geübt?«

»Habe ich!«, antwortet Kohei stolz. »Spürst du das nicht?«

»Nein«, sagt Rem, aber sie muss sich bemühen, nicht zu kichern. »Tatsächlich spüre ich fast gar nichts. Du kannst ein bisschen fester drücken.«

Koheis Hände halten inne, ehe er wieder zu massieren beginnt. Mit minimal festerem Druck als zuvor.

»Das ist alles?«, fragt Rem belustigt.

»Ich bin nur vorsichtig«, antwortet Kohei und erhöht den Druck ein weiteres Mal, sodass es sich immerhin nach einer leichten Massage anfühlt. »Tomoda hat geschrien, als ich an ihm geübt habe.«

»Warum überrascht mich das nicht?«, fragt Rem, während sie sich vorstellt, wie Kohei mit einem boshaften Grinsen hinter Murasaki steht und ihm mit aller Kraft die Schultern massiert. »Bist du sicher, dass du ihn massiert und nicht gefoltert hast?«

»Tomoda ist nur wehleidig«, antwortet Kohei leichthin und völlig unschuldig. »Und er ist nicht halb so zierlich wie du.«

Sie spürt, wie er sich hinunterbeugt und ihr einen Kuss auf die Schulter gibt. Sie kichert. »Hast du noch etwas anderes geübt, als Schultern zu massieren?«

»Ja, das habe ich«, sagt Kohei selbstbewusst, ehe er etwas leiser hinzufügt. »Aber das geht nur im Liegen.«

»Mr. Murasaki hat sich für dich hingelegt?«, fragt Rem, etwas überrascht, dass er sich nach einer grauenvollen Schultermassage noch weiter als Versuchsobjekt zur Verfügung gestellt hat.

»Also das habe ich weniger praktisch geübt und mehr visuell«, beantwortet Kohei ihre Frage.

»Du hast dir also Videos angeschaut.« Sie kichert und dreht sich zu ihm um. »Kein Wunder, hast du nichts gelernt.«

Er senkt seine Hände und packt ihre Taille, um sie auf seinen Schoß zu setzen. »Sag das nicht, bevor du es nicht ausprobiert hast. Du weißt doch, wie gut ich darin bin, dich glücklich zu machen, wenn du liegst.« Er grinst fröhlich über seine Andeutung.

»Wieso habe ich das Gefühl, dass das wieder darauf hinausläuft, dass ich dich massiere?«, fragt Rem, während sie die Arme um seinen Hals schlingt.

»Mh, wie gesagt, die sexy Lehrerin passt einfach zu dir.«

Rems Augen schmälern sich, während sie ihn scharf mustert. »Hast du das mit Absicht getan?«

Er kichert und verschränkt die Arme hinter ihrem Rücken. »Jede Lehrerin braucht einen schlechten Schüler, oder?«

»Wer hat nochmal Geburtstag?«

»Du. Und ich weiß doch, wie gerne du mich herumkommandierst«, murmelt er und beugt sich vor, sodass Rems Erwiderung in seinen Lippen untergeht.

_______________________

1 Ryokan: ein traditionelles, japanisches Hotel, die meist mit Onsen ausgestattet sind.

2 Hakama: ein japanischer Hosenrock.

3 Onsen: eine heiße Quelle, in der gebadet wird.

Posterboy

Als Kohei am nächsten Morgen aufwacht, liegt Rem nicht mehr neben ihm. Er wollte ihr zum Geburtstag gratulieren, sodass es das Erste ist, was sie hört, wenn sie aufwacht. Sie sind letzte Nacht zwar bis nach Mitternacht wach geblieben und Kohei hat ihr bereits gratuliert, aber enttäuscht ist er trotzdem. Rem zu wecken ist seine Lieblingsbeschäftigung am Morgen. Sie ist so süß, wenn sie grummelig ist und versucht, ihn mit ihren verschlafenen Augen böse anzugucken.

Mit einem tiefen Seufzen steht Kohei auf, zieht sich einen Morgenmantel über und geht Rem suchen. Er findet sie im Wohnzimmer am Tisch, wo sie die Prospekte liest, die dort liegen.

Sie hört ihn hereinkommen und steht sofort auf. »Hier werden oft Filme gedreht!«, sagt sie, während sie mit einem zufriedenen Ausdruck auf ihn zukommt. »Deswegen ist dieser Ort trotz seiner Abgelegenheit so modern und luxuriös.«

Kohei verschränkt die Arme vor der Brust. »Du bist jetzt also so neugierig, dass du nicht mehr schlafen kannst?« Er schüttelt den Kopf, aber selbst die leichte Verärgerung, die er darüber empfunden hat, allein aufzuwachen, verschwindet, während er in Rems funkelnde Augen schaut. Sie hat gestern Abend mehrere Versuche gestartet, ihm seine Pläne zu entlocken. Ihre Ungeduld hatte sich schon gezeigt, kaum dass sie gestern im Auto gesessen und losgefahren sind, und das obwohl Rem eigentlich kein ungeduldiger Mensch ist. Er hat jedenfalls noch nie erlebt, dass sie so ungeduldig war, dass sie kaum an sich halten konnte.

»Wir sind nicht hergekommen, um zu schlafen, oder? Und du sagst mir ja nicht, was du vorhast, deshalb kann ich nichts planen.«

Kohei lacht. »Das ist natürlich ein Problem.« Für eine Pläne liebende Frau wie Rem ist es wohl purer Stress, nicht zu wissen, wie der Plan aussieht. »Der Plan ist, dass ich mich anziehe und wir danach frühstücken. Der Rest ist eine Überraschung.«

Rem legt die Stirn in Falten.

»Bist du unzufrieden?«, fragt Kohei, trotz seiner Frage gut gelaunt.

Rem seufzt. »Du willst es wirklich bis zur letzten Sekunde geheim halten.«

Er streckt die Arme nach ihr aus und zieht sie an sich. »Man verrät keine Überraschung, sonst ist es keine Überraschung mehr.«

»Aber wir sind doch schon hier.«

»Und du hast noch nicht herausgefunden, warum, also ist es immer noch eine Überraschung.« Er grinst sie an. Bei Rems Scharfsinn hatte er sich Sorgen gemacht, dass sie wissen würde, was er vorhat, sobald sie das Dorf erreichen. Aber das war eine unbegründete Sorge, denn trotz ihres Eifers, seine Pläne offenzulegen, hat sie das Dorf nicht im Internet gesucht. Sie ist eben durch und durch fair.

Rem packt seinen Morgenmantel in ihren Fäusten und sieht verärgert zu ihm auf. Offenbar haben seine Worte ihren Stolz verletzt. »Nur weil du mich gestern davon abgehalten hast, mich umzusehen.«

»Und das hat dir gefallen«, erwidert er und sieht an sich hinunter, wo Rems Hände seinen Morgenmantel lockern. »Kann es sein, dass der Teil meines Plans, mit dem du unzufrieden bist, der Teil ist, wo ich gesagt habe, ich gehe mich anziehen?«

Sie lässt ihn sofort los.

Er kichert und lehnt sich vor, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. »Bis gleich.«



 

Nach dem Frühstück machen sie sich schließlich auf den Weg, wobei Kohei seine Freude damit hat, sich von jeder Kleinigkeit aufhalten zu lassen. Rems Aufregung lässt ihn sogar seine eigene vergessen, während er sich an ihren Reaktionen erfreut.

Er hat sich den Weg von Ms. Suto beschreiben lassen und er macht extra einen kleinen Umweg durch einen der Gärten des Anwesens, bevor sie durch das Dorf schlendern. Viele der Einheimischen, aber auch Gäste, die das Dorf erkunden, tragen Kimonos oder Hakamas und das Dorf hat dieselbe traditionelle Ausstrahlung wie das Ryokan.

»Ist es das?«, fragt Rem, nachdem sie das Dorf verlassen und ein abgelegenes Haus erreicht haben, das im Gegensatz zu vielen Häusern im Dorf so aussieht, als stände es tatsächlich schon seit 500 Jahren hier.

Kohei lächelt, während er Rems Gesicht von der Seite betrachtet und wie sie mit großen Augen das Haus anstarrt. »Ja, das ist es.«

»Ist das …«, beginnt sie, wobei ihre Augen jedes Detail in Augenschein nehmen. »… eine Schmiede?«

Kohei antwortet nicht und richtet seinen Blick auf den Mann, der ihnen aus dem Haus entgegenkommt. Er ist kleiner als Kohei, aber seine Schultern und Arme sind um einiges massiger.

»Guten Tag!« Er verbeugt sich, bevor er sich aufrichtet und ihnen ein Lächeln schenkt. »Sie müssen Mr. Inouye und Ms. Aozora sein.«

Kohei nickt. »Es ist schön Sie kennenzulernen, Mr. Goto.« Er sieht zu Rem. »Das ist Mr. Tetsuo Goto, der uns heute seine Schmiede und sein Handwerk zeigt.«

Rem wirft ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie sich ebenfalls vor Mr. Goto verbeugt. »Es ist schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Rem Aozora.«

Mr. Goto lächelt und nickt.

Kohei beugt sich zu Rem hinunter. »Und das, was Mr. Goto vor allem herstellt, sind Katanas.«

Sie atmet ein, als wolle sie etwas sagen. Aber dann verbeugt sie sich ein weiteres Mal vor Mr. Goto. »Ich freue mich sehr darauf, Ihre Schmiede zu sehen!«, sagt sie inbrünstig und als sie den Kopf wieder hebt, sind ihre Wangen vor Aufregung gerötet und ihre Augen funkeln. Es ist ein Gesicht, bei dem Kohei Eifersucht darüber verspürt, dass sie damit einen anderen Mann ansieht. Aber selbst seine Eifersucht rückt in den Hintergrund in Anbetracht der Freude, die Rem ausstrahlt.

Sie hat ihm erzählt, dass sie Schwerter cool findet, aber er hat nicht erwartet, dass sie so glücklich darüber sein würde, eine Schmiede zu besuchen. Aber wie sich herausstellt, ist sie völlig begeistert von Mr. Goto und seiner Arbeit.

Als Erstes zeigt Mr. Goto ihnen einige seiner fertigen Schwerter, die Rem mit großen Augen bewundert, bevor er sie in seine Schmiede führt und über seine Arbeit zu reden beginnt. Er erklärt die einzelnen Schritte des Schmiedens und worauf besonders geachtet werden muss, und lässt sie seinen Lehrlingen zusehen, die in der Schmiede arbeiten.

Es ist interessant, aber es scheint Rems Interesse übersteigt Koheis bei Weitem. Mittlerweile ist es später Nachmittag, aber Rem sitzt mit Mr. Goto in seiner Waffenkammer und lauscht seiner Beschreibung über das Katana, das er in der Hand hält. Mr. Goto scheint ein sehr leidenschaftlicher Schmied zu sein und Rems Begeisterung für seine Arbeit bereitet ihm offensichtlich große Freude. Wem würde es keine Freude bereiten, wenn eine junge hübsche Frau, solches Interesse für einen zeigt? Mr. Gotos Führung hätte ursprünglich nur zwei Stunden gehen sollen.

»Ich geh mir die Beine vertreten«, flüstert Kohei Rem zu, als er es schließlich nicht mehr aushält.

Rem sieht überrascht zu ihm auf und auch Mr. Goto unterbricht seinen Monolog.

»Haben wir zu lange geredet?«, fragt Rem etwas betreten.

Kohei hätte gern Ja gesagt, aber wie könnte er das unter den Umständen. Er schüttelt den Kopf. »Unterhalte dich, so lange du willst. Es ist Mr. Goto, den du von der Arbeit abhältst.«

Rem richtet ihren betretenen Blick nun auf Mr. Goto, aber der winkt ab. »Nein, nein. Keine Sorge, es freut mich, dass Sie sich so für meine Arbeit interessieren.«

Rems Miene hellt sich auf.

»Viel Spaß noch«, wünscht Kohei ihnen und noch bevor er den Raum verlassen hat, sind die beiden wieder in ihr Gespräch vertieft.



 

Kohei seufzt erleichtert, als er die Schmiede verlässt. Er streckt sich, während er geht, um die Steifheit vom langen Stehen loszuwerden. Aber er schlägt nicht den Weg zurück ins Dorf ein. Er will nur einen kurzen Spaziergang machen, bevor er zu Rem zurückkehrt. Doch dann stolpert er über etwas, das seine Neugier weckt. Ein Dojo.

Als er sich über diesen Ort informiert hat, hat er auch von dem Dojo gelesen. Anders als herkömmliche Dojos ist dieses auf Bühnenkämpfe spezialisiert. Da das Dorf und die Umgebung ein beliebter Drehort für historische Filme sind, bietet es sich an, ein Dojo zu haben, in dem Schauspieler Bühnenkämpfe proben können.

Die Tore stehen offen und Kohei betritt einen großen Innenhof, der etwas von einer Arena hat. In der Mitte befindet sich ein mit Sand gefüllter Bereich und drumherum stehen einige Bänke, von denen aber nur eine besetzt ist. Von zwei Frauen in Kimonos, die Gäste zu sein scheinen, denn sie filmen mit ihren Handys, wie zwei Männer in Hakamas gegeneinander kämpfen.

Kohei richtet seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf die Kämpfenden. Als er ein Kind war, hatte er ein paar Unterrichtsstunden im Kendo, aber das ist lange her.

»Möchten Sie vielleicht mitmachen?«

Kohei blinzelt und sieht den jungen Mann an, der sich neben ihn gestellt hat. Er trägt ebenfalls einen Hakama und scheint zum Dojo zu gehören.

»Oh, ich bin nur zufällig vorbeigekommen. Ich habe nichts gebucht«, erwidert Kohei, denn er erinnert sich, dass es auch einen Bühnenkampf-Workshop zum Buchen gab.

Aber der junge Mann winkt ab. »Wir haben momentan gar keine Buchungen, wenn Sie also Lust haben, geht das heute aufs Haus.« Er lächelt und Kohei erinnert sich, dass er der junge Mann ist, der ihre Koffer getragen hat. Kyoshi, wenn Kohei sich richtig erinnert. Er weiß also, wer Kohei ist.

Kohei erwidert sein Lächeln. »Wieso eigentlich nicht?«

Kyoshis Lächeln wird breiter. »Gut, dann folgen Sie mir.« Er führt Kohei ins Dojo, wo er sich umziehen kann. Glücklicherweise weiß Kohei noch, wie man einen Hakama anzieht und muss Kyoshis Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Und als er fertig ist, bekommt er ein Katana.

»Die Klinge ist stumpf«, erklärt Kyoshi und zieht das Schwert aus seiner Scheide, um es Kohei zu zeigen. »Beim Bühnenkampf geht es um Show, daher üben wir mit stumpfen Schwertern, anstelle von Holzschwertern.« Er steckt das Schwert zurück und reicht es Kohei. »Wissen Sie, wie sie es an Ihrer Hüfte befestigen.«

Kohei nimmt das Schwert entgegen, aber diesmal braucht er etwas Anleitung, um es in seinen Obi zu stecken. Danach führt Kyoshi ihn aus dem Dojo, aber in einen Hinterhof, in dem mehrere Holzattrappen stehen.

»Ich zeige Ihnen erst die Grundlagen und dann können wir einen kurzen Kampf einstudieren.« Kyoshi zieht sein Schwert. »Zuerst die Haltung.«

Kohei zieht ebenfalls sein Schwert.

»Sehr gut!« Kyoshi nickt anerkennend. »Nehmen Sie Unterricht?«

Kohei schüttelt den Kopf. »Als Kind. Es ist lange her.«

»Aber Ihre Haltung ist ausgezeichnet. Dann zeige ich Ihnen jetzt ein paar einfache Bewegungen.«

Tatsächlich scheint Kohei sich an mehr zu erinnern, als er selbst gedacht hätte. Auch wenn sich das, was Kyoshi ihm zeigt, stark von seinen Unterrichtsstunden im Kendo unterscheidet. Bei einem Bühnenkampf ist vor allem Zusammenarbeit und Timing wichtig. Kohei muss sich merken, welche Bewegung er in welchem Moment machen muss und so fühlt es sich mehr wie ein Tanz als ein Kampf an.

»Lassen Sie uns zurück in den Innenhof gehen. Dort haben wir mehr Platz«, schlägt Kyoshi vor, nachdem Kohei versehentlich eine der Holzattrappen mit seinem Schwert getroffen hat.

Kohei zögert, da er nicht so lange hatte wegbleiben wollen. Auf der anderen Seite ist er noch nicht einmal eine Stunde hier und Rem ist sicherlich noch beschäftigt. Er nickt Kyoshi zu und gemeinsam kehren sie in den Innenhof zurück.

Die anderen Männer machen gerade eine Pause, denn die Arena ist frei.

Kyoshi stellt sich in die Mitte und dreht sich zu Kohei um. »Sind Sie bereit?«, fragt er mit einem Grinsen und Kohei denkt, dass er an seiner Ausdauer arbeiten muss. Sie haben die letzte halbe Stunde damit verbracht, ohne Pause ihre Schwerter zu schwingen und obwohl Kohei noch lange nicht am Ende seiner Kräfte ist, sieht Kyoshi so aus, als hätte die letzte halbe Stunde gar nicht stattgefunden.

Kohei nickt und geht in seine Anfangshaltung. Er geht leicht in die Knie, setzt das rechte Bein nach hinten und dreht den Fuß nach außen. Seine rechte Hand liegt auf dem Schwertknauf und er sieht Kyoshi an, um ihm zu signalisieren, dass er bereit ist.

Kyoshi nickt und zieht sein Schwert.

Kohei wartet, bis er es über den Kopf gehoben hat, bevor er sein Schwert ebenfalls zieht und Kyoshis abblockt, das auf ihn herabsaust. Aber trotz der Geschwindigkeit ist der Aufprall nicht sehr hart und Kohei leitet den Angriff spielend an sich vorbei. Danach schwingt er sein Schwert seinerseits auf Kyoshi zu, der daraufhin einen Satz zur Seite macht.

Kohei folgt ihm und ihre Schwerter krachen ein weiteres Mal gegeneinander.

Er versucht, seine Kraft zu kontrollieren, so wie Kyoshi es tut. Die Bewegungen müssen schwungvoll ausgeführt werden, aber es ist wichtig, den Schlag auch im letzten Moment noch abbrechen zu können. Nicht nur, um Kyoshi nicht zu verletzen, sondern auch, um problemlos die nächste Bewegung zu beginnen.

Doch schon nach einer Weile verfällt er in einen Rhythmus und mit der Wärme, die sich in seinen Muskeln ausbreitet, kommt eine Leichtigkeit, die den Kampf umso vergnüglicher macht.

Kohei atmet aus, als Kyoshi und er schließlich auseinander springen. Der nächste Teil ist knifflig, weil er Kyoshis Schwert blocken und den nächsten Angriff mit einer Drehung starten soll. Er hat festgestellt, dass es ihm während einer Drehung um einiges schwerer fällt, seine Kraft zu kontrollieren.

Kyoshis Angriff kommt und Kohei reißt sein Schwert hoch. Dann wirbelt er herum und das Klirren von Metall ertönt erneut, als sein Schwert auf Kyoshis trifft, bevor dieser dramatisch zurücktaumelt.

»Sie sind wirklich ein Naturtalent«, sagt Kyoshi, der nun auch ein wenig außer Atem zu sein scheint.

Kohei schüttelt den Kopf. »Das ist nur Ihnen zu verdanken«, erwidert er, und das ist keine Lüge. Kohei hat ein paar einfache Bewegungen nachgemacht, aber es war Kyoshi, der immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um Koheis Bewegungen sinnvoll aussehen zu lassen.

»Ich bin sicher, wenn die nächste Filmcrew Sie sieht, würde die Sie direkt in ihrem Film haben wollen.«

»Ja, aber nicht wegen meines Könnens«, sagt Kohei und zwinkert Kyoshi zu, der daraufhin zu lachen beginnt.

Kohei schiebt sein Schwert zurück in die Scheide. Er ist länger geblieben als geplant und jetzt ist er außerdem verschwitzt. Aber gerade als er überlegt, ob er sich frisch machen soll, bevor er sich auf die Suche nach Rem macht, entdeckt er sie am Rand des Sandfelds stehen. Er hat wohl zu lange gebraucht.

Er schenkt ihr ein kurzes Lächeln, bevor er sich an Kyoshi wendet. »Danke, es hat wirklich Spaß gemacht.«

Kyoshi nickt. »Danke, dass Sie mitgemacht haben.«

»Wegen der Sachen …« Kohei sieht an sich hinunter.

»Die können Sie erst mal behalten. Lassen Sie sie einfach auf Ihrem Zimmer. Ms. Suto gibt sie uns dann zurück«, sagt Kyoshi abwinkend.

Kohei runzelt die Stirn. Wahrscheinlich gehört es zum Kundenservice dazu, schließlich laufen hier einige Gäste in traditioneller Kleidung herum. Kohei legt keinen besonderen Wert darauf, aber seine Kleider müssen ohnehin gewaschen werden, bevor sie erneut ausgeliehen werden können. Aber vor allem muss er Rem nicht warten lassen, während er sich umzieht. Also nickt er Kyoshi mit einem Lächeln zu. »Vielen Dank«, sagt er und verabschiedet sich von ihm. Dann geht er zu Rem.

»Tut mir leid, ich wollte eigentlich nur einen kleinen Spaziergang machen und dann zu dir zurückkommen.«

»Du musst dich nicht entschuldigen«, sagt sie, wobei sie ein eigenartiges Lächeln auf den Lippen hat. Und ihr Blick rutscht an ihm hinunter, während sie sich auf die Lippe beißt.

Kohei runzelt die Stirn.

Ihr Blick bleibt an seiner Hüfte hängen.

»Oh, das ist ein stumpfes Katana«, sagt er und legt seine Hand auf den Griff des Schwerts.

Rem atmet aus. »Das dachte ich mir«, murmelt sie und ihre Augen wandern wieder an ihm hinauf. »Muss du dich noch umziehen?«, fragt sie dann und eine Falte bildet sich zwischen ihren Brauen, während sich ihr Blick auf sein Gesicht richtet.

»Nicht sofort.« Kohei wirft Kyoshi einen Blick zu. »Ich kann die Sachen wohl einfach im Zimmer lassen und Ms. Suto kümmert sich dann darum.«

»Gott sei Dank!«

Kohei wendet sich wieder Rem zu und sieht sie verdutzt an. »Was?«

Aber sie lächelt unschuldig. »Gar nichts.«

Er mustert sie, dann sieht er an sich hinunter. Kann es sein …?

»Entschuldigen Sie?«

Kohei blinzelt und nimmt den Blick von Rem, um die beiden Frauen anzusehen, die zuvor auf der Zuschauerbank gesessen haben. Sie sehen ihn auf eine ähnliche Weise an, wie Rem gerade.

»Sind Sie Schauspieler?«, fragt eine von ihnen und sie beide sehen so aus, als würden sie ihm sofort Papier und Stift für ein Autogramm unter die Nase halten, sollte er Ja sagen.

»Nein, ich bin nur -«

»Er ist mein Zukünftiger«, unterbricht Rem ihn und klebt sich an seinen Arm.

Kohei ist davon so verdattert, dass er vergisst seinen Mund zu schließen.

»Oh, oh!« Die Frauen sehen nun Rem an und treten dabei höflich einen Schritt zurück. »Herzlichen Glückwunsch!«, sagt die eine.

»Sie haben ja ein unheimliches Glück!«

Rem räuspert sich. »Ich weiß«, sagt sie und zieht an Koheis Arm. »Ich würde mich ja gerne weiter unterhalten, aber wir haben noch etwas Wichtiges vor.«

»Oh, natürlich. Einen schönen Aufenthalt noch.«

»Das wünsche ich Ihnen auch«, erwidert Rem, während sie Kohei aus dem Dojo zieht.

»Dein Zukünftiger?«, wiederholt Kohei und sieht neugierig auf Rem hinab.

»Mh-hm«, macht Rem und wirft ihm einen Blick zu. Es ist derselbe dunkle und intensive Blick, mit dem sie ihn schon zuvor angesehen hat. »Mein zukünftiger ganz persönlicher Samurai.«

»Oh«, macht Kohei und sieht ein letztes Mal über seine Schulter zu Kyoshi, als in ihm das Verlangen aufsteigt, sich noch einmal bei ihm zu bedanken.



 

Rem zieht Kohei mit eiligen Schritten ins Innere ihres Hauses und kaum ist die Tür zugezogen, wird Koheis Rücken dagegen gepresst. Im nächsten Moment liegen Rems Lippen auf seinen und ihre Hände zerren an seinem Kragen, als wäre ihr ihre Nähe noch nicht genug.

»Hm …«, macht er, während er das Gefühl von Rems stürmischem Kuss genießt. Er lässt seine Hände über ihre Seiten streichen und sie gibt ein leises Stöhnen von sich.

»Das heißt wohl, dir gefällt dein Geburtstagsgeschenk«, wispert er in der kurzen Atempause.

»Mh-hm!«, nuschelt Rem gegen seine Lippen. »Ich liebe es!« Ihre Arme schlingen sich um seinen Hals und sie drückt sich fester an ihn, als wolle sie ihn davon abhalten, den Kuss ein weiteres Mal zu unterbrechen.

Kohei schlingt seinerseits die Arme um sie und richtet sich auf, wobei er Rem vom Boden hebt. Obwohl sie sich so fest an ihn klammert, dass sie wohl an ihm baumeln würde, selbst wenn er sie nicht halten würde. Er kichert in den Kuss hinein, während er sich auf den Weg ins Schlafzimmer macht.

Dort angekommen versucht er, Rem auf dem Bett zu legen, was nicht ganz einfach ist, da sie sich noch immer nicht loslässt. Und kaum hat er es geschafft, ihre Arme von seinem Hals zu lösen, beginnen ihre Hände an den Bändern seines Hakamas zu ziehen.

Kohei packt ihre Handgelenke. »Warte«, keucht er, nachdem er seine Lippen von ihren gelöst hat. Er gluckst. »Es ist noch mitten am Tag, weißt du?«, scherzt er.

Rem schluckt und zieht ihre Hände zurück. »Mache ich etwas falsch?«

Kohei blinzelt. »Was?«

Sie senkt den Blick und sieht sehr viel bedrückter aus, als sie sollte. »In letzter Zeit schiebst du mich so oft zurück und es ist, als ob du dich unwohl fühlst. Ich wusste nicht, wie ich es ansprechen soll und du hast nichts gesagt, also -«

Kohei schüttelt hastig den Kopf. »Du machst überhaupt nichts falsch und ich fühle mich nicht unwohl. Im Gegenteil, ich fühle mich unwohl, wenn du nicht da bist.« Er schenkt ihr ein Lächeln, aber ihr Gesichtsausdruck ändert sich nicht. Sie ist zu aufmerksam, um nicht zu bemerken, dass ihm etwas auf der Seele liegt und Kohei ärgert sich über sich selbst.

Da sich ihm noch immer die Kehle zuschnürt, wenn er an diese drei Worte denkt, hat er sich nicht vorgenommen, sie Rem zum Geburtstagsgeschenk zu machen. Er hatte ihren Geburtstag nicht damit verbringen wollen, nervös und angespannt zu sein, nur um sich dann ein weiteres Mal an seinem eigenen Speichel zu verschlucken. Er wollte sie einfach glücklich machen. Aber stattdessen hat er ihr eine andere, viel schlimmere Art von Sorge bereitet.

»Es liegt nicht an dir«, sagt er schließlich, denn wenn er weiter so tut, als wäre alles in Ordnung, würde sie nur weiter die Schuld bei sich suchen. »Ich muss nur ein kleines Problem lösen, aber es hat absolut nichts mit dir zu tun«, fährt er fort, nur um dann innezuhalten. »Ich meine, es hat mit dir zu tun, aber nicht so, wie du denkst. Es ist das Gegenteil, von dem, was du denkst. Du darfst also auf keinen Fall aufhören, stürmisch über mich herzufallen.«

Rems Wangen färben sich rot und sie blinzelt verlegen. »Aber wenn dir etwas unangenehm ist -«

»Ist es nicht!« Kohei umfasst ihr Gesicht mit seinen Händen, sodass sie ihn ansieht. »Wie gesagt, es ist das Gegenteil, von dem, was du gerade denkst.«

Sie macht ein verwirrtes Gesicht und Kohei lächelt etwas unbeholfen. Wie sollte sie etwas verstehen können, das nicht einmal für ihn selbst Sinn ergibt?

»Denk nicht darüber nach«, flüstert er und drückt kurz seine Lippen auf ihre. »Und ich habe dich nur aufgehalten, weil ich dir etwas geben will, bevor wir weitermachen.«

Rem sieht ihn fragend an. »Was denn?«

Er grinst. »Mach die Augen zu.«

Sie mustert ihn misstrauisch, aber sie schließt die Augen.

»Nicht spicken«, sagt Kohei, bevor er vom Bett klettert, um zu seiner Tasche zu gehen. Im Gehen zieht er sein Schwert aus seinem Obi, da es ab jetzt nur stören würde. Dann holt er eine kleine Schachtel aus seiner Tasche und kehrt zu Rem zurück.

Er setzt sich hinter ihr aufs Bett und öffnet die Schachtel.

»Was tust du?« Rem will über ihre Schulter sehen, aber Kohei versteckt die Schachtel hinter seinem Rücken. »Wer hat gesagt, du kannst die Augen aufmachen?«

Rem sieht wieder nach vorn. »Ich habe nichts gesehen.«

Kohei lächelt und holt die Schachtel wieder hinter seinem Rücken hervor. Darin befindet sich eine silberne Kette mit einem verschlungenen Anhänger, in die ein funkelnder Saphir eingefasst ist.

Er streicht Rems Haare aus ihrem Nacken und legt ihr die Kette um. »Du hast gesagt, ich darf dir zweimal im Jahr etwas Teures schenken, und das muss ich doch ausnutzen«, sagt er und setzt einen Kuss auf Rems Nacken, nachdem er den Verschluss der Kette geschlossen hat.

Rem, die natürlich wieder die Augen aufgemacht hat, hält den Saphir in den Fingern und betrachtet ihn. »Er ist sehr hübsch«, sagt sie.

»Nur hübsch?«, fragt Kohei, aber es überrascht ihn nicht wirklich, das Rems Reaktion verhalten ist.

Sie dreht sich zu ihm um. Ihre Hand hält noch immer den Anhänger, aber ihre Augen, die beinah dieselbe Farbe haben wie der Saphir, sehen ihn an. »Danke Kohei«, sagt sie mit einem warmen Lächeln und er hofft, dass das bedeutet, dass ihr die Kette wirklich gefällt.

Er lehnt sich vor und drückt seine Lippen auf ihre. »Jetzt kannst du mit dem über mich Herfallen weitermachen«, raunt er und Rem kichert. Aber sie legt ihre Hand an seine Wange und küsst ihn ihrerseits.

Sie ist etwas weniger stürmisch als zuvor, aber schon nach kurzer Zeit betasten ihre Hände wieder seinen Hakama. Nur um dann innezuhalten und ihn von sich zu schieben. Sie sieht an ihm hinunter. »Wo ist dein Katana?«

Kohei runzelt die Stirn. »Ich habe es abgelegt, damit es nicht stört«, sagt er und wirft einen Blick in die Ecke, wo das Schwert steht.

Rem folgt seinem Blick. »Mich hat es nicht gestört.«

Kohei seufzt. Offenbar ist Rems Faszination für Schwerter größer als er gedacht hat. »Ich hätte dir doch ein Katana schenken sollen. Aber ich dachte, du sagst mir dann, dass es zu teuer ist und du es nicht brauchst.«

Sie nickt. »Ein Katana ist zu teuer, um es sich nur an die Wand zu hängen«, stimmt sie zu, aber dann erscheint ein Grinsen auf ihren Lippen. Sie legt die Hände auf seine Schultern und drückt ihn aufs Bett. »Aber es sieht sehr gut aus, wenn du eins trägst«, sagt sie und das Funkeln aus dem Dojo tritt wieder in ihre Augen.

»Hm«, macht Kohei, während er zu ihr aufsieht. »Kann es sein, dass du bisher einen Samurai-Fetisch vor mir geheim gehalten hast?«

»Wer weiß«, murmelt Rem verheißungsvoll und beugt sich zu ihm herunter.

Vielleicht sollte er wieder mit Kendo anfangen, denkt Kohei, bevor Rems Lippen über seine streichen und seine Gedanken verschwimmen.

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