Posterboy

VI.

Eine Herausforderung

»Guten Morgen!« Kohei betritt das Büro mit federnden Schritten. Da er jeden seiner Kollegen auf seinem Weg hinein fröhlich begrüßt hat, hat er länger als sonst gebraucht, um zu seinem Schreibtisch zu gelangen.

»Was hat dir denn so ekelhaft gute Laune gemacht?«, fragt Tomoda und mustert Kohei von Kopf bis Fuß.

»Das Wochenende«, verkündet er stolz. »Nichts ist besser als ein gutes Training am Wochenende, wenn man den ganzen Tag im Büro sitzt.«

Tomoda hebt die Brauen. »Du hattest also Frauenbesuch.«

Kohei hält inne. Er hat mit Aozora ausgemacht, ihr Verhältnis geheimzuhalten.

Aber Tomoda schnaubt amüsiert. »Komm schon, Mann. Niemand ist so glücklich wegen ein bisschen Boxen.«

Kohei zuckt mit den Schultern, da er ihm nicht widersprechen kann. »Sagen wir einfach, ich bin motivierter denn je, Aozora in diesem Monat zu schlagen!« Das Ende des Monats und des Jahres ist diese Woche, und obwohl es keine Chance gibt, sie in der Jahreswertung zu schlagen, hat er definitiv eine für die Monatswertung. Schließlich sollte Aozora für diesen Monat viel Zeit in Syrene investiert haben und besonders am Anfang eines Deals sind die Ergebnisse mager.

»Ist das wirklich alles, woran Sie denken können?«

Kohei wirbelt herum und sieht Aozora auf sich zukommen.

»Ich fühle mich geschmeichelt, aber ist Ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, dass Ihre Zielsetzung falsch ist?« Sie mustert ihn bedeutungsvoll.

»Ist Anschleichen und Lauschen Ihre neuste Art mich zu begrüßen, Ms. Aozora?«, fragt er spöttisch.

»Ihre Unaufmerksamkeit ist nicht meine Schuld. Noch, dass sie während der Arbeit plaudern, anstatt zu arbeiten.« Sie hält die Akte in ihrer Hand hoch. »Sie haben mehreren Klauseln zugestimmt, was die Soll- und Tabubestimmungen in der Anzeige angeht, und ich wollte sie nur zur Sicherheit durchgehen. Also lassen Sie es mich wissen, wenn Sie etwas Zeit erübrigen können.«

Kohei blinzelt. »Sie planen schon die Anzeige?«

»Natürlich.« Ein süffisanter Ausdruck erscheint auf Aozoras Gesicht. »Übrigens, Sie scheinen sehr zuversichtlich, diesen Monat die Rangliste anzuführen.«

Er schnaubt und bemüht sich, sich keine Frustration anmerken zu lassen. Seine Chancen stehen plötzlich viel schlechter als gedacht, aber das kann er nicht zugeben. »Warum sollte ich das nicht? Nichts ist in Stein gemeißelt und ich leiste immer gute Arbeit.«

»Wie wäre es dann mit einer Wette?«, schlägt Aozora gelassen vor, was in Kohei das nur allzu vertraute Gefühl aufkommen lässt, in eine Falle zu tappen.

»Was für eine Wette?«

Ihr selbstgefälliges Grinsen wird breiter. »Der Verlierer wird für den Rest des Tages der Sklave des Gewinners sein.«

Koheis Augen weiten sich. Er dachte, dass sie hierhergekommen ist, um sicherzugehen, dass niemand dahinterkommen würde, dass er sein Wochenende mit ihr verbracht hat. Schließlich sind sie am Freitagabend gemeinsam gegangen, aber ihre Provokation hilft nicht unbedingt dabei, solch eine Vermutung weniger plausibel erscheinen zu lassen. »Das klingt, als ob Sie etwas von mir wollen«, antwortet Kohei mit einem Grinsen und beugt sich zu ihr, um die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen. »Könnte es sein, dass etwas Ihre Neugier geweckt hat?«

Aozora legt den Kopf schief, und der amüsierte Schimmer in ihren Augen ist so sexy, dass er bedauert, dass sie im Büro sind. »Ich bin in der Tat sehr neugierig. Auf Ihre Fähigkeiten als Fahrer und Tütenträger.«

Kohei legt verwirrt die Stirn in Falten. »Was meinen Sie?«

»Ich habe am Abend einen Termin mit Mr. Blake und würde gerne ein paar Dinge aus dem Büro mitnehmen, aber leider besitze ich kein Auto.«

Kohei starrt sie an, um festzustellen, ob sie das ernst meint oder ob sie sich nur etwas ausdenkt, weil Tomoda zuhört. Auf jeden Fall ist es ein spannender Vorschlag. »Nun gut. Ich glaube, mir fallen ein oder zwei Dinge ein, die Sie für mich tun könnten.«

»Perfekt.« Aozora grinst und wendet sich ab.

»Du lässt also die Jahresabschlussfeier am Freitag ausfallen.« Tomoda stellt sich neben ihn und sieht Aozora hinterher.

Kohei dreht sich mit einem verärgerten Blick zu ihm um. »Du gehst davon aus, dass ich verliere?«

Tomoda lacht und klopft Kohei auf die Schulter. »Natürlich tue ich das, mein Freund. Ms. Aozora ist nicht die Art von Mensch, die eine Wette eingeht, die sie verlieren könnte.«

»Tch! Das werden wir ja sehen!« Kohei dreht sich zu seinem Schreibtisch um, noch entschlossener als zuvor, Aozora zu schlagen. Er weiß nicht, was sie vorhat, aber er weiß, dass es noch viel demütigender als sonst wäre, sollte er verlieren.


 

Vier Tage später. Es ist Freitag und die Ergebnisse der Monats- und Jahresendauswertung sind da. Und Aozora liegt in beiden Fällen auf dem ersten Platz.

Kohei starrt auf die Tafel. Er hat sich die letzten Tage zu Tode geschuftet und trotzdem hat er knapp verloren.

»Ich habe schon alles hergerichtet, das ich mitnehmen will. Ich hoffe, Sie haben für heute keine Pläne gemacht.« Aozora wirft nur einen kurzen Blick auf die Tafel, als ob sie das Ergebnis schon kennen würde, bevor sie sich ihm zuwendet.

Kohei rümpft die Nase. Er hat sowieso vorgehabt, die Nacht mit Aozora zu verbringen, aber sein Stolz ist verletzt. 

Aozora gluckst. »Seien Sie kein schlechter Verlierer«, sagt sie, während sie sich näher an ihn heranlehnt und ihre Stimme zu einem Flüstern senkt. »Ich werde schon dafür sorgen, dass Sie Ihre Zeit produktiv nutzen.«

Kohei erschaudert bei ihren Worten und es fällt ihm schwer, ein beherrschtes Gesicht zu bewahren. Will sie damit andeuten, was er hofft, dass sie andeuten will? Das heißt, es ging gar nicht um irgendwelche Besorgungen. Sie will ihn nur für die kommende Nacht herumkommandieren. Könnte das daran liegen, dass sie nicht so selbstbewusst ist, wie sie vorgibt? Vielleicht denkt sie, dass sie ihm sonst unterliegen würde. Wenn er genau über das vergangene Wochenende nachdenkt, ist er der Dominantere gewesen. Sie mag sich bemüht haben, ihm das Gegenteil zu beweisen, aber er war es definitiv. Und ihre Andeutungen beweisen das nur.

Zumindest dachte er das….


 

»Du hast mich tatsächlich wie einen Sklaven arbeiten lassen....«, murmelt Kohei ungläubig, als er zu ihrem letzten Halt fährt. Seiner Wohnung. In den letzten zwei Stunden hat er sie nicht nur vom Büro zu ihrer Wohnung gefahren, sondern auch zum Supermarkt, einer Drogerie und einem Laden für Schreibwaren. Sie ist ausgestiegen und vorgegangen, während er einen Parkplatz gesucht hat, um ihr dann hinterherzulaufen, ihre Einkäufe zu tragen und sie anschließend in seinem Auto zu verstauen. Und jedes Mal, wenn sie wieder losgefahren sind, hat er gedacht, dass es die letzte Erledigung gewesen ist. Es ist dasselbe Gefühl, das er nun wieder hat. Schließlich kann es nur einen Grund geben, aus dem sie in seine Wohnung fahren.

Aber nachdem sie angekommen sind, stellt Aozora als Erstes ihre Tasche auf seinen Schreibtisch und holt ihren Laptop heraus.

»Du willst doch jetzt nicht ernsthaft arbeiten?!« Kohei kann nicht länger schweigen und äußert seinen Unmut.

Aozora blickt über ihre Schulter. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich einen Termin mit Mr. Blake habe.«

»Warum bist du dann überhaupt hier?!«

Sie blinzelt. »Weil deine Wohnung geräumig und gemütlich ist und ich dich für mich kochen lassen kann, während ich arbeite.«

Kohei starrt sie an. Das sind tatsächlich plausible Gründe, aber trotzdem. Wenn er in ihrer Position wäre, hätten sie es schon mindestens dreimal getan.

»Hast du etwas anderes erwartet?« Aozora lässt ihre Tasche los und kommt auf ihn zu. Ein wissendes Lächeln erblüht auf ihrem Gesicht und das Funkeln in ihren Augen, sagt ihm, dass sie genau weiß, was er denkt.

Aozora bleibt direkt vor ihm stehen und legt den Kopf zurück. Mit ihrem Finger bedeutet sie ihm, näher zu kommen, und Kohei braucht keine zweite Einladung.

Sie zieht ihn an seiner Krawatte zu sich heran und er folgt gehorsam, während er das Gefühl ihrer Lippen genießt. Er zieht seine Jacke aus, bevor er seine Hände auf ihre Hüfte legt. Sie bewegt sich unter seinen Handflächen im Rhythmus ihrer Schritte, während sie rückwärts geht, und er lässt seine Hände weiter zu ihrem Hintern wandern.

Ihre Hände machen sich derweil an seiner Weste zu schaffen und er nimmt die Arme zurück, um die Weste auf den Boden fallen zu lassen. Und dann wird er von ihr auf den Stuhl seines Schreibtisches gedrückt. Er hat gar nicht bemerkt, dass sie ihn hierhergeführt hat. Doch bevor er weiter darüber nachdenken kann, setzt Aozora sich auf seinen Schoß und ihre Lippen sind wieder auf seinen.

Er zieht sie näher an sich heran, aber als er nach ihrem Blazer tastet, um ihn auszuziehen, packt sie seine Handgelenke und hält ihn auf.

»Leg die Hände hinter den Rücken«, flüstert sie gegen seine Lippen, während sie seine Handgelenke in diese Richtung drückt.

Kohei sieht sie überrascht an, aber er tut, wie ihm geheißen. Schließlich ist eine Wette eine Wette. »Soll ich heute den Unterwürfigen spielen?«, fragt er amüsiert. Eigentlich ist es ja ganz niedlich, dass sie das alles gemacht hat, um Dominanz über ihn zu gewinnen.

Aozora gluckst leise. Und dann schlingt sie etwas um seine Handgelenke. Er hört ein klickendes Geräusch und seine Augen weiten sich, als er begreift, dass sie ihm Handschellen angelegt hat. Instinktiv versucht er, seine Arme zurückzuziehen, aber alles, was er davon hat, ist ein Ziehen an seinen Handgelenken.

Aozora steht auf und beobachtet ihn mit einem Grinsen. »Das nicht, aber ich will, dass du schön dort sitzen bleibst«, sagt sie, während sie ihr Haargummi aus den Haaren zieht. Dann schüttelt sie den Kopf und lässt ihr langes schwarzes Haar um ihr Gesicht tanzen.

Kohei mustert sie neugierig und die Tatsache, dass er nicht weiß, was als Nächstes passieren wird, lässt Erregung in ihm aufsteigen. Umso mehr, als Aozora anfängt, sich auszuziehen. 

»Ziehst du eine Show für mich ab?«, fragt er, nachdem ihr Blazer gefallen ist und sie sich den Saum ihres Rollkragenpullovers über den Kopf zieht. Sein Blick klebt an dem schwarzen Spitzen-BH, der zu sexy und teuer aussieht, als dass es Zufall sein könnte, dass sie ihn trägt.

»Gefällt es dir?«, fragt Aozora zurück, aber er hört kaum zu, denn ihre Hände öffnen den Knopf ihrer Hose. Sie wackelt mit den Hüften, als sie sie auszieht, und Kohei hält den Atem an, als ihr schwarzes, zum BH passendes Spitzenhöschen, zum Vorschein kommt. Der Stoff schmiegt sich perfekt um ihre Form und die Farbe und Textur lassen ihre Haut noch ebener und weicher erscheinen. Außerdem trägt sie ein Paar Overknee-Strümpfe, die ihre langen, schlanken Beine betonen.

»Also?« Aozora streicht sich das Haar über die Schulter und streckt ihr linkes Bein leicht zur Seite, während sie posiert.

Er hebt die Brauen. »Das hast du erst kürzlich gekauft, oder? Ich sehe es als Kompliment, dass du mich so unbedingt beeindrucken willst.«

Sie schnaubt leise und er erschaudert, als sie sich wieder auf seinen Schoß setzt. »Ich habe es für mich gekauft, aber im Moment bist du der Einzige, dem ich es zeigen kann.« Ihre Hand streicht über seine Wange und er neigt seinen Kopf nach hinten. Sie kniet auf dem Stuhl neben seinen Oberschenkeln, sodass ihre Hüfte knapp über seiner schwebt. Ihr Haar kitzelt sein Gesicht, und der berauschende Duft von Jasmin steigt ihm in die Nase.

Er schließt die Augen, als er ihren Atem auf seinen Lippen spürt.

Ihre Zunge leckt sanft über seine Unterlippe, bevor sie in seinen Mund gleitet. 

Passiv lässt er zu, dass sie seine Mundhöhle erforscht. Aber seine Absichten, kühl und entspannt zu sein, zerbröckeln, als Aozora seinen Gaumen reizt. Ihre Hände öffnen die Knöpfe seines Hemdes und ihre Finger streichen sanft über seine Brust. Sie wandern tiefer und tiefer und Kohei stöhnt in ihren Mund, während seine Hose enger wird. Er kann das leise Klirren der Schnalle seines Gürtels hören, als sie sie öffnet.

Und dann klingelt ein Handy.

Kohei öffnet irritiert die Augen.

Aozora hebt den Kopf und greift nach seinem Schreibtisch.

»Ist das dein Ernst?!«, ruft Kohei aus, als ihm klar wird, dass sie den Anruf annehmen will.

Sie blickt ihn von oben an und grinst. Sie legt einen Finger an die Lippen und er versteht endlich, was sie vorhin gemeint hat. Er öffnet den Mund, um zu protestieren, aber Aozora packt seinen Kopf und drückt ihn gegen ihre Brust.

»Ja? Hier Aozora.«

Das kann doch nicht ihr Ernst sein! Er möchte glauben, dass sie ihm nur etwas vormacht, aber er kann Mr. Blakes Stimme hören. Und Aozora antwortet ihm in einem geschäftsmäßigen Ton, als hätte sie nicht gerade einen Mann mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt und würde sein Gesicht gegen ihre weiche, warme Brust drücken, die so verführerisch nach Jasmin durftet. Wenn er könnte, würde er ihr das Handy abnehmen, auflegen und dafür sorgen, dass sie vergisst, was ihr Job ist. Aber im Moment muss er sich damit begnügen, sie zu beißen.

»Hmmm, ich stimme zu.«

Kohei erstarrt. Hat sie gerade ein Stöhnen unterdrückt, indem sie so getan hat, als würde sie mit etwas einverstanden sein, was Mr. Blake gesagt hat? Ist sie so zuversichtlich, dass sie glaubt, er würde nicht bemerken, was sie da tut?

»Bitte geben Sie mir einen Moment, um die Akte zu öffnen.« Aozora lässt Kohei los und klettert von seinem Schoß. Sie wendet sich dem Schreibtisch zu und gerade als er sich fragt, wann sie ihren Laptop hochgefahren hat, beugt sie sich vor.

Kohei schluckt schwer. In dieser Position kann er gar nicht anders als ihren Hintern anzustarren. Festzustellen, dass sich die schwarze Spitze ebenso wundervoll darum schmiegt wie um ihre Brüste. Vielleicht sogar noch mehr. Das Design betont die Fülle ihres perfekt, runden Hinterns und der Stoff verschwindet zwischen ihren Beinen, als wolle er ihn necken.

Seine Handschellen rasseln, als er versucht, seine Arme nach vorn zu ziehen. Es ist die schlimmste nur-gucken Situation, die er je erlebt hat. Er kann nur dasitzen, sie anstarren und unter der Enge seiner Hose leiden.

Und dann richtet sich Aozora auf und reißt ihn aus seiner Fantasie, sie auf den Schreibtisch zu drücken und dort zu nehmen.

»Ich verstehe. Ich werde entsprechende Vorkehrungen treffen«, sagt sie, während sie Kohei anschaut. Ein amüsiertes Funkeln tritt in ihre Augen. »Ja«, säuselt sie in ihr Handy, während sie sich neben ihrem Laptop auf den Schreibtisch setzt, ohne Kohei dabei aus den Augen zu lassen.

»Das versteht sich von selbst.« Sie überschlägt ihre sexy Beine und ihr Blick rutscht hinab zu seiner Hose. Ein Grinsen breitet sich auf ihren Lippen aus. »Sie können sich Zeit lassen, um es sich genau zu überlegen.« Sie hebt ein Bein und streckt es Kohei entgegen, bis ihre Zehen über seinen Oberschenkel streichen. »Ich werde mich in der Zwischenzeit um die Vorbereitungen kümmern.«

Kohei beißt sich auf die Lippe und starrt Aozora an, während sich ihr Fuß langsam an seinem Bein hinaufbewegt.

»Dafür gibt es keinen Grund, lassen Sie mich das machen.«

Kohei knirscht mit den Zähnen. Es ist frustrierend, dass sie so gelassen mit einem Kunden verhandeln kann, während ihr Fuß seinen Schritt erreicht.

»Ich habe es doch gesagt. Alles, was Sie tun müssen, ist mir zu sagen, was Sie wollen, und ich werde mich darum kümmern.« Ihre Zehen greifen ihn, während sie ihren Fuß hin und her bewegt.

»Ngh....« Gegen seinen Willen entweicht ein Stöhnen seinen Lippen und er kann die Belustigung auf Aozoras Gesicht sehen. Er wusste, dass er diese Wette nicht hätte verlieren dürfen, er wusste es! 

Ihr Fuß bewegt sich langsam und der Stuhl knarrt, als Koheis Hüfte ungeduldig zuckt. Das muss das längste Telefonat aller Zeiten sein!

Er legt den Kopf in den Nacken und versucht, Aozora zu ignorieren. Denk an etwas Langweiliges! Gib ihr nicht, was sie will!

»Oh? Wie bewundernswert.«

Kohei zuckt zusammen und sein Blick springt zurück zu Aozora. Sie ist immer noch am Handy. Aber es hat sich angehört, als würde sie mit ihm sprechen. Sie sieht ihn an, als ob sie es getan hätte. Dieser spöttische Blick, der ihn erschaudern lässt und ihm nicht erlaubt, ein zweites Mal wegzusehen.

»Nun gut, ich werde die entsprechenden Vorkehrungen treffen. Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende, Mr. Blake.« Aozora zieht ihren Fuß zurück.

Kohei atmet scharf ein. Aber immerhin ist das Telefonat zu Ende.

»Bist du verrückt?!«, ruft er, sobald sie den roten Knopf gedrückt hat.

»Ich habe doch gesagt, dass ich mit Mr. Blake verabredet bin.« Sie hüpft vom Schreibtisch und Kohei ist kurz von dem Auf und Ab ihrer Brüste abgelenkt.

»Außerdem sieht es nicht so aus, als hätte es dich groß gestört.« Ihre Augen sind auf seine Leistengegend gerichtet.

»Wie auch immer, mach mich los«, sagt er, ohne weiter darauf zu beharren. Er verliert für gewöhnlich, wenn er sich auf eine Diskussion mit ihr einlässt, aber in diesem Moment ist er nicht einmal in der Lage, sich zu konzentrieren.

»Bist du sicher?« Aozora, die jetzt vor ihm steht, geht in die Hocke. Ihre Hände streichen über seine Oberschenkel und drücken sie sanft auseinander.

Kohei schluckt.

»Sollten wir uns nicht erst darum kümmern?« Ihre Hand greift nach dem Knopf seiner Hose und streift dabei die Wölbung darunter.

»Mhh...« Kohei beißt sich auf die Lippe.

Aozoras Blick flackert auf. »Was war das?« Ihre Hände öffnen seine Hose und ziehen seiner Shorts nach unten. Ihre Finger streifen ihn dabei, aber ihr Blick bleibt fest auf seinen gerichtet.

Koheis Atem geht schwer.

»Willst du immer noch, dass ich dich losmache?« Ihr Atem streicht über seine Spitze und ihre Augen blicken erwartungsvoll zu ihm auf. Und sie scheint tatsächlich auf seine Zustimmung zu warten.

Kohei stöhnt auf. »Jetzt mach schon!«, schafft er es mit kehliger Stimme zu sagen. 

Ein Grinsen zupft an Aozoras Mund. »Was für ein frecher Sklave«, sagt sie und ihre Lippen berühren ihn, während sie spricht. Aus diesem Grund kann Kohei nicht antworten.

»Ah...fuck...hrg....« Er versucht, sein Stöhnen durch Fluchen zu verbergen, aber es kostet ihn schon alles, um seinen Körper nicht zu sehr zu bewegen. All das Warten und die aufgestaute Spannung haben ihn so empfindlich gemacht, dass Aozoras Liebkosung fast unerträglich ist. Sie sieht wie eine Sirene aus, während sie vor ihm kniet und ihn nicht aus den Augen lässt, als wäre sie fasziniert von ihm. Es macht ihn völlig wuschig. Ganz zu schweigen von dem Gefühl ihres warmen, feuchten Mundes, ihrer geschickten Zunge und ihren Händen, die so genau wissen, wo sie ihn berühren müssen.

»Hah....hah, verdammt, Aozora, hah...hah, ah!« Er zerrt an seinen Armen, nur um einen scharfen Ruck an seinen Handgelenken zu spüren. Seltsamerweise entlockt ihm das ein weiteres Stöhnen. »Scheiße, ich bin fast...ngh!« Kohei reckt den Hals und schließt die Augen. Sein Körper zittert und er drück seine Hüften Aozora entgegen. Ein schwächlicher Schrei kommt über seine Lippen, als eine unglaubliche Spannung durch seinen Körper jagt, ehe er in sich zusammen sackt.

Benommen starrt er an die Decke. Was zum Teufel ist gerade passiert? Er ist nicht abgeneigt, Neues auszuprobieren, aber in all seinen Fantasien hat er sich in der dominanten Position gesehen und nie in Handschellen. Er ist keineswegs masochistisch, und doch, von dem Moment an, als sie seine Wohnung betreten haben, nein, schon vorher. Seitdem Aozora ihn zu ihrem Sklaven erklärt hat, ist er, ohne es selbst zu bemerken, willig in diese Rolle geschlüpft. Und es fühlte sich so gut an, dass er an sich selbst zweifeln muss. 

Er hat es mehr als nur ein bisschen genossen, mit Aozora zu schlafen, aber das gerade hat sich so gut angefühlt, dass es ihm ein bisschen Angst macht. Und dabei hat er noch gar nicht mit ihr geschlafen. Vielleicht ist sie wirklich eine Sirene. Oder die sexieste Kitsune, die es gibt. Er wirft ihr mit einer Mischung aus Verlegenheit und Neugier einen Blick zu, nur um dann zu erstarren und zu vergessen, was ihm gerade durch den Kopf gegangen ist.

Sie kniet immer noch vor ihm. Mit ihren schlanken Fingern wischt sie sich über die Lippen, die mit seinem Samen beschmiert sind. Allein die Bewegung wirkt in seinen Augen so verführerisch, dass sein Unterleib, von dem er dachte, er würde für die nächste Stunde leblos sein, zuckt. 

Ihre Wangen sind gerötet und die milchige Flüssigkeit tropft von ihrem Kinn auf ihre Brüste. Ihr Blick wandert zu ihm und sie sieht zufrieden aus, während sich ein Grinsen auf ihren Lippen bildet. »Es sieht nicht so aus, als würde es dich sehr stören, gefesselt zu sein.« Ihre Stimme klingt ein wenig rau und Kohei spürt, dass er wieder hart wird. Er kann sich nicht einmal auf das konzentrieren, was sie sagt.

Aozora erhebt sich und verlässt sein Blickfeld.

Er hört ihre leisen Schritte und dann ein Rascheln, als ob sie sich mit einem Handtuch abwischen würde. Und dann spürt er ihre Hand auf seiner Schulter. »Ich glaube, ich sollte dich jetzt befreien«, sagt sie und ihre Stimme klingt etwas bedauernd. »Du scheinst müde zu sein, und ich möchte dich nicht überanstrengen.« Ihre Hand gleitet zu seiner Brust und ihr Haar kitzelt seinen Nacken, als sie sich zu ihm herunterbeugt. »Oder irre ich mich?« Ihre Lippen streifen sein Ohr und Kohei hält den Atem an, um ein Stöhnen zu unterdrücken.

Ihre Hand gleitet weiter nach unten. »Ich hätte es dich von hinten machen lassen«, flüstert sie so köstlich, dass er zittert. »So oft du willst.« Ihre Hand hat gerade erst den unteren Teil seines Bauches erreicht, aber er ist schon steinhart. 

Sie kichert und dann spürt er, wie sie ihm etwas in die Hand drückt. »Ich gehe jetzt ins Bett und wenn du nicht kommst, mache ich es mir selbst und lege mich dann schlafen.« Damit lässt sie ihn los und er hört ihre weggehenden Schritte.

Er möchte sie fragen, wie er ihr folgen soll, wenn er noch in Handschellen ist. Aber kein Wort kommt ihm über die Lippen. Er ist nicht einmal in der Lage, sie in seinem Kopf zu formen und so ist sein erster Impuls, wieder an seinen Fesseln zu ziehen. Es ist eine vergebliche Mühe, aber dadurch erinnert er sich an das Ding, das Aozora ihm in die Hand gedrückt hat. Etwas, das er nun als Schlüssel identifiziert.

Seine Hände zittern ziemlich stark und er holt tief Luft, um sich zu beruhigen. Lieber braucht er länger, um die Handschellen zu öffnen, als den Schlüssel zu verlieren, weil er voreilig war. Es ist trotzdem schwierig. Auch ohne zu zittern ist es nicht einfach, mit auf dem Rücken gefesselten Händen ein winziges Schlüsselloch zu finden. Glücklicherweise ist er ein Mann mit flinken Fingern, und so gelingt es ihm, obwohl er länger braucht, als ihm lieb ist.

Er muss nur die Fessel eines Handgelenks öffnen. Das zweite ist ein Kinderspiel, und schon ist er auf dem Weg ins Schlafzimmer. Die Handschellen wirft er achtlos beiseite und verschwendet keinen weiteren Gedanken an sie.

 

 

Am nächsten Morgen wird Kohei unsanft von einem klingelnden Handy geweckt. Er denkt, dass er von nun an nichts mehr hassen wird als klingelnde Handys, bevor er merkt, dass es sein eigenes ist.

Er krabbelt über das Bett, um an die Stelle zu gelangen, wo seine Hose liegt, und holt das Handy heraus. Als er sieht, dass der Anrufer sein Bruder ist, sinkt seine Laune noch weiter. »Was?!«, zischt er in das Handy, nachdem er den Anruf angenommen hat.

»Hm, ist mein kleiner Bruder noch im Bett?«

»Was geht dich das an? Komm zum Punkt!«

»Warum so wütend?«, antwortet Saburo mit kühler Stimme. »Es ist angemessen, überrascht zu sein. Es ist schon nach Mittag.«

Die Bettlaken rascheln und Koheis Aufmerksamkeit wird auf Aozora gelenkt, die sich neben ihm aufsetzt. Sie sieht ihn mit ärgerlichen Augen an. Ihr Haar ist durcheinander und sie sieht müde aus.

Kohei spürt, wie sich ein Grinsen auf seinen Lippen bildet. Dieser zerzauste Morgenlook steht ihr gut.

Unbeeindruckt von seinem Blick wickelt Aozora die Decke um sich und verlässt das Zimmer, wahrscheinlich um zu duschen.

»Hörst du mir überhaupt zu?« Saburos nervige Stimme kommt lauter aus dem Handy.

»Nein«, sagt Kohei und seine Laune sinkt wieder. »Und wenn du nichts mehr zu sagen hast, lege ich jetzt auf.«

»Marika kommt zurück nach Japan.«

Kohei, der gerade das Handy vom Ohr nehmen wollte, erstarrt.

»Willst du immer noch nicht mehr wissen?«

Kohei antwortet nicht. Tatsächlich hat er seinen Bruder kaum gehört. Es ist fast fünf Jahre her, dass Marika Japan verlassen hat, und sie haben sich nur noch gelegentlich gesehen.

»Es wird noch eine Weile dauern, alles vorzubereiten, aber du solltest anfangen, eine geeignete Wohnung für sie zu suchen.«

Kohei blinzelt. »Richtig.…«

»Oh, und sorge dafür, dass du das Mädchen loswirst, mit dem du dich triffst. Das würde keinen guten Eindruck machen.«

»Wie bitte?!« Irritation mischt sich in seine Stimme. Er hasst es, wenn sein Bruder gebieterisch mit ihm spricht, besonders wenn es um Marika geht. Als ob er sie besser kennen würde als Kohei, nur weil er mit ihr in den USA lebt.

»Diejenige, die der Grund dafür ist, dass du immer noch im Bett liegst. Ich bin nicht dumm. Im Gegensatz zu dir. Wer weiß schon, wie du auf die Idee kommen konntest, dass wahlloses Rumgebumse, dich zu einer guten Partie macht.«

Kohei schweigt.

»Wie auch immer, das ist alles. Ich rufe dich wieder an, wenn ich mehr weiß.« Es klickt und piept, nachdem Saburo aufgelegt hat.

Kohei sitzt regungslos auf dem Bett. Marika kommt zurück. Das ist eine gute Nachricht, aber seltsamerweise fühlt er sich nicht so glücklich, wie er sollte. Er wirft einen Blick zu der Tür, durch die Aozora vor ein paar Sekunden gegangen ist. Er muss die Sache mit ihr beenden, bevor Marika zurückkommt. Es war gar nicht seine Absicht, eine Affäre mit Aozora anzufangen. Aber es ist wirklich eine Schande, dass Marika sich entschieden hat, ausgerechnet jetzt zurückzukommen.

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